Asylunterkunft in Krailling:Messer am Hals

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Die Polizei will das Zimmer eines 25-Jährigen durchsuchen, der mit Schleuserkriminalität zu tun haben soll. Der Mann droht daraufhin, sich umzubringen.

Während einer Durchsuchung in der Flüchtlingsunterkunft am Ortsrand von Krailling ist es am Mittwochvormittag erneut zu einem größeren Polizeieinsatz gekommen. Als Beamte der Bundespolizei gegen 7.40 Uhr einen 25-jährigen Mann kontrollieren wollten, bedrohte der sich selbst mit einem Küchenmesser am Hals. Spezialkräfte wurden angefordert, Polizisten mit Helm und Schutzweste sicherten von außen einen der Container, während drinnen mit dem jungen Mann stundenlang verhandelt wurde, um die Situation zu lösen. Im Einsatz waren laut einer Mitteilung des Polizeipräsidiums München mehr als 30 Beamte.

Der 25-Jährige soll sich dem Vernehmen nach fast drei Stunden unter seiner Bettdecke verkrochen und die 20 Zentimeter lange Klinge an seinen Hals gehalten haben. Wie zu erfahren war, erfolgte schließlich ein Zugriff, bei dem niemand verletzt wurde. Der Asylbewerber wurde aufgrund der Suizidgefahr in einer psychiatrischen Klinik untergebracht. Die anderen Bewohner der Unterkunft waren abgeschirmt und sollen sich ruhig verhalten haben.

Die Bundespolizei war am Morgen angerückt, um nach Anordnung der Staatsanwaltschaft München II das Zimmer des Mannes zu durchsuchen. Denn er stehe nach Ermittlungen im Verdacht, gefälschte Ausweise zu besitzen, die mit Schleuserkriminalität zu tun haben könnten, berichtete ein Sprecher der Bundespolizei am Flughafen. Es sollten daher Beweise gesichert werden. Dem Vernehmen nach sollen auch entsprechende Beweismittel bei ihm gefunden worden sein. In die Aktion war auch das Polizeipräsidium München eingebunden, das sich aber am Mittwoch noch bedeckt hielt. Es bestätigte lediglich den Einsatz in der Kraillinger Flüchtlingsunterkunft, in der jemand gedroht habe, sich umzubringen.

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Eine Kontrolle eskaliert, eine ältere Bewohnerin erleidet einen offenen Armbruch. Gegen einen 18-Jährigen ergeht Haftbefehl. Der Helferkreis schaltet einen Anwalt ein.

Von Michael Berzl

In der Containeranlage auf der Sanatoriumswiese war schon einmal eine Durchsuchung eskaliert. Der Vorfall liegt fast zwei Jahre zurück. Nachdem eine Familie sehr aufgebracht auf einen ersten Polizeieinsatz reagiert hatte, war eine Hundertschaft zur Verstärkung angefordert worden, mehrere junge Männer wurden vorübergehend festgenommen. Ein damals 18-Jähriger, der sich gewehrt hatte, kam in Untersuchungshaft. Eine Gerichtsverhandlung wurde angesetzt, aber wieder abgesagt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest.

Bei dem neuerlichen Einsatz am Mittwoch ist ein sicherheitshalber angeforderter Rettungswagen auf dem Weg zur Flüchtlingsunterkunft in einen Unfall verwickelt worden. Der 25-jährige Fahrer, seine 23-jährige Beifahrerin sowie ein 64-jähriger Autofahrer wurden nach Angaben der Polizei leicht verletzt. Rettungswagen und Pkw waren auf der Gautinger Straße bei der Abzweigung zur Auenstraße kollidiert, als der Autofahrer dort abbiegen wollte. Der Schaden beläuft sich auf 100 000 Euro. Es wurde ein weiterer Rettungswagen angefordert.

© SZ vom 20.05.2021 / deu/rzl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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