Krailling:Einstieg ins Stromgeschäft

Mit der Unterschrift unter die Konzessionsverträge haben die Gemeinden Gauting, Krailling und Planegg ein neues Kapitel aufgeschlagen. Der nächste Schritt ist eine 51-prozentige Beteiligung an der Betreibergesellschaft

Von Michael Berzl, Krailling

Mit den Unterschriften unter Konzessionsverträge beginnt ein neues Kapitel in der langen Geschichte der Stromversorgung in drei Würmtalgemeinden. "Das ist ein historischer Tag", sagte die Kraillinger Bürgermeisterin Christine Borst am Freitag, ehe sie im Rathaus zusammen mit ihren Amtskollegen aus Gauting und Planegg, Brigitte Kössinger und Heinrich Hofmann, die Urkunden unterzeichnete. Seit 15 Jahren schon beschäftigen sich die Gemeinden mit der Übernahme der Stromnetze. Diesem Ziel sind sie zwar ein Stückchen näher gekommen, der entscheidende Schritt steht aber noch bevor: die Beteiligung der Kommunen an der Betreibergesellschaft, die nun das Stromnetz übernimmt.

Zunächst ändert sich ein weiteres Mal nur der Name. "Stromnetz Würmtal GmbH & Co KG" heißt die Firma, die für ein Netz mit fast 750 Kilometer Stromleitungen und 224 Trafostationen zuständig wird und dazu das Wegerecht für öffentlichen Grund bekommt. Es ist eine hundertprozentige Tochter der Bayernwerke, die zum Energiekonzern Eon gehören. Um was es eigentlich geht, sagte Planeggs Bürgermeister Hofmann: "Im nächsten Quartal wollen wir die nächsten Schritte unternehmen, damit wir die Stromkonzession nicht allein den Bayernwerken überlassen". Geplant ist, dass eine von den Gemeinden gegründete Holding mit einer knappen 51-Prozent-Mehrheit bei der Stromnetz-Gesellschaft einsteigt. Weil die Gautinger sich angesichts knapper Kassen bei der Finanzierung zurückhalten, müssen Krailling und Planegg mehr Geld als geplant aufbringen. "Das macht die Sache nicht einfacher, aber wir werden einen Weg finden", sagte Bürgermeisterin Borst. Von dem Einstieg ins Stromgeschäft erhoffen sich Kommunalpolitiker nicht nur Einnahmen, sondern auch Einfluss auf die Energiepolitik in ihren Orten.

Krailling RH Strom Konzessionvertrag

Die Bürgermeister Brigitte Kössinger, Christine Borst und Heinrich Hofmann (von links) unterzeichnen im Kraillinger Rathaus die Verträge.

(Foto: Nila Thiel)

Als "Re-Kommunalisierung" wird dieser Einstieg in den Rathäusern gerne bezeichnet. Diese oft verwendete Formulierung vermittelt den Eindruck, als würden die Kommunen etwas zurückbekommen. In Wirklichkeit ist es aber so, dass das Stromnetz in Bayern "nie in kommunaler Hand betrieben wurde", wie ein Bayernwerk-Sprecher nach einem Blick ins Firmenarchiv belegen kann. Was Gauting betrifft, deckt sich das mit den Erkenntnissen des Ortschronisten Karl Mayr.

Dort gab es eine örtliche Besonderheit. Der Gutsbesitzer Josef Eggenhofer brachte die Elektrizität in den Ort. Mit einer Turbine produzierte er Strom, die Gemeinde räumte ihm 1899 per Vertrag das Recht ein, öffentliche Straßen, Plätze und Grundstücke zu benutzen, um dort Leitungen zu verlegen. Das war der erste Konzessionsvertrag. Fabrikant Julius Haerlin übernahm später die Elektrizitätsversorgung und weitete sie auf die Ortschaften Unterbrunn und Oberbrunn, Weßling und Oberpfaffenhofen aus, berichtet Mayr. Für den Ort Stockdorf haben die Isarwerke ebenfalls 1899 einen Vertrag bekommen, von 1939 an war das Unternehmen für den gesamten Gemeindebereich zuständig.

Krailling: Erstmals wurde eine Stromkonzession Gautings im Jahr 1899 beurkundet.

Erstmals wurde eine Stromkonzession Gautings im Jahr 1899 beurkundet.

(Foto: Nila Thiel)

Das waren die Anfänge. Aus dem Isarwerk wurden die Isar-Amperwerke, die wiederum Teil des früheren Bayernwerks wurden und später in der Eon Bayern aufging. Dieser Konzernzweig wurde 2013 zum Bayernwerk umbenannt. Stromversorger und Netzbetreiber sind damit besser voneinander zu unterscheiden. In Krailling, Gauting und Planegg tritt nun die Stromnetz Würmtal GmbH als neuer Akteur auf.

Die Gesellschaft betreibt ein Stromnetz, an dem etwa 23 000 Häuser hängen. Den meisten Kunden in diesem Bereich dürfte ziemlich gleichgültig sein, wer sich um Schaltkästen und Kabelverteiler kümmert, solange alles funktioniert. Allerdings bekommen sie nun zu spüren, dass Netzbetreiber ihre Entgelte erhöht haben. Das wirkt sich auf die Strompreise aus. Auch das Regionalwerk Würmtal musste seinen etwa 2300 Kunden neue Tarife im kommenden Jahr ankündigen.

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