Krailling:Doppelmord noch nicht völlig geklärt

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Trotz der Festnahme des mutmaßlichen Täters ermittelt die Sonderkommission im Fall Krailling weiter. Zu Spekulationen über einen Mittäter schweigt die Polizei.

S. Wimmer, T. Anlauf und C. Deussing

Auch nach der Festnahme des mutmaßlichen Doppelmörders von Krailling ist der Fall offenbar noch nicht restlos geklärt. Die Polizei hält den 50-jährigen Postzusteller, den Onkel der ermordeten Mädchen, zwar für "dringend tatverdächtig", führt ihre Ermittlungen aber weiter. Denn noch fehlen etliche Teile in dem Puzzle. So liegt das Tatmotiv nach wie vor im Dunkeln, und auch der genaue Tathergang ist unklar. Zu Spekulationen, es könnte möglicherweise eine zweite Person in die Tat verwickelt sein, äußern sich Polizei und Staatsanwaltschaft nicht.

An dem Haus des Tatverdächtigen im Doppelmord von Krailling klebt ein Verschlusssiegel der Polizei. Der 50-Jährige sitzt in Untersuchungshaft. (Foto: Georgine Treybal)

Der mutmaßliche Täter von Krailling sitzt in Stadelheim und schweigt zu den Vorwürfen, dass er in der Nacht auf den 24. März seine beiden Nichten Sharon, 11, und Chiara, 8, mit einem Messer und einer Hantelstange grausam getötet haben soll.

Dass der vierfache Vater sich in der Tatnacht in der Wohnung seiner Schwägerin Anette S. an der Margaretenstraße aufgehalten hat, scheint für die Polizei außer Frage zu stehen. Experten der Spurensicherung entdeckten dort mehrere Blutspuren, die alle die DNS des Beschuldigten tragen. Der 50-Jährige war drei Tage nach dem Doppelmord routinemäßig von der Polizei befragt worden und hatte sogar freiwillig eine Speichelprobe abgegeben. Aufgrund seiner damaligen Angaben sei der Mann nicht tatverdächtig erschienen, sagte der Leiter der Mordkommission, Markus Kraus.

Im Institut für Rechtsmedizin wurden die insgesamt 91 freiwilligen Speichelproben untersucht und mit der im Haus gefundenen Spur verglichen. Freitagmittag dann der Treffer: Die DNS des 50-Jährigen stimmte mit den Blutspuren in Krailling überein. Spezialeinheiten observierten ihn kurz darauf in seinem Wohnort Peißenberg und nahmen ihn dann gegen 17 Uhr fest. Der 50-Jährige wurde noch am Abend im Münchner Polizeipräsidium vernommen, legte aber kein Geständnis ab. Auch seine Ehefrau wurde befragt, ein entscheidender Punkt dabei dürfte das Alibi des Mannes in der Tatnacht gewesen sein.

Die vier Kinder des Ehepaares kamen in die Obhut des Jugendamtes, das Haus in Peißenberg wurde von der Polizei versiegelt. Die Ehefrau wurde nach der Befragung entlassen. Die beiden ermordeten Kinder waren am Freitagnachmittag in Gräfelfing in aller Stille beerdigt worden. Der mutmaßliche Täter hatte sich als "krank" entschuldigen lassen.

Offenbar ist die Staatsanwaltschaft nicht nur wegen der Blutspur so sicher, den richtigen Täter gefasst zu haben. Nach Angaben von Kraus haben sich bei seiner Vernehmung Widersprüche zu seiner ersten Befragung ergeben. Außerdem seien bei der ärztlichen Untersuchung Verletzungen am Körper des Mannes festgestellt worden. Es könnte sein, dass er sich beim Zustechen selbst verletzt hat oder die Kinder sich heftig zur Wehr gesetzt haben.

Zu einem möglichen Tatmotiv schweigen Polizei und Staatsanwaltschaft. In Peißenberg heißt es, die Familie des mutmaßlichen Täters habe offenbar erhebliche Geldsorgen gehabt. Der Bau ihres Hauses musste deswegen unterbrochen werden, die Familie zog in Notquartiere um, soll sogar einige Zeit in Krailling bei Anette S. und ihren beiden Töchtern gelebt haben. Im Frühjahr 2010 zog die sechsköpfige Familie schließlich in den Rohbau des Hauses nach Peißenberg.

Die Soko Margarete ermittelt weiter. Die Polizei erhofft sich "neue Hinweise" zum Tatablauf und zum mutmaßlichen Täter. Der habe, sagt Kraus, bei seiner Vernehmung einen "distanzierten und desinteressierten Eindruck" gemacht. Nachbarn beschreiben den Mann als "grob" und "merkwürdig".

© SZ vom 04.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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