Krailling:Das Auge auf der Schulter

Die Polizei Planegg ist seit gestern mit Bodycams ausgestattet

Mehr als ein Accessoire: Die Planegger Polizeibeamten Moritz Schrüfer und Anna Dehm sowie ihr Inspektionsleiter Thomas Sorgalla (von links) tragen signalgelbe Kameras an ihren Uniformen.

(Foto: Florian Peljak)

Die Streifenpolizisten im Würmtal sind jetzt mit sogenannten Bodycams ausgerüstet, die bei Einsätzen deeskalierend wirken sollen. Die Aufnahmen würden nach 21 Tagen automatisch gelöscht, sagt der Inspektionsleiter

Von Annette Jäger, Krailling

Seit dieser Woche sind Würmtaler Streifenpolizisten mit einem neuen Accessoire ausgerüstet: Auf Schulterhöhe prangt eine knallgelbe Bodycam, eine Filmkamera. Mit der können sie bei Einsätzen filmen. Die Kamera habe eine präventive Funktion, sie solle "deeskalierend" wirken und Gewalt gegenüber Polizisten oder Dritten verhindern, erklärt Thomas Sorgalla, Leiter der Polizeidienststelle Planegg, die auch für Krailling zuständig ist. Die Bodycam wird nach und nach flächendeckend in Bayern eingeführt, der Einsatz ist im Polizeiaufgabengesetz verankert.

Die signalgelbe Kamera an der dunkelblauen Uniform ist nicht zu übersehen. Sie ist handflächengroß und trägt die Aufschrift "Video Audio". Die Beamten können die Kameras freiwillig im uniformierten Streifendienst mit sich tragen. Bisher seien die Polizisten zur Deeskalation einer Situation nur verbal auf Personen eingegangen, die sich aggressiv oder gewaltbereit verhielten, erklärt Sorgalla. Jetzt hätten sie als zusätzliches Hilfsmittel die Kamera. Die Beamten müssen dem Betroffenen allerdings immer konkret ankündigen, dass sie alles aufzeichnen werden. "Wir erhoffen uns, die Betroffenen auf diese Weise gezielt aus einer anonymen Menge heben zu können." In der Pilotphase habe allein die Ankündigung der Aufzeichnung bei mehr als einem Viertel der Fälle zur Entspannung der Situation beigetragen. Ein körperlicher Einsatz der Polizisten habe sich damit erübrigt.

Die Polizeidienststelle in Planegg hat drei Geräte für das Würmtal erhalten, "das reicht aus", meint Sorgalla. Die Kameras seien keine hoch auflösenden Präzisionsapparate, sondern sollen den Eindruck und Blickwinkel ihres Trägers wiedergeben. "Wenn es bei einer Kontrolle dunkel draußen ist, wird auch das Bildmaterial dunkel sein." Denkbar wäre, dass die Bodycam bei Begegnungen mit "uneinsichtigen Jugendgruppen", die ihre Grenzen testen, zum Einsatz kommt. Die Kameras dienten dem Schutz der Beamten. Gewalt gegenüber Polizisten gebe es immer wieder, auch respektloses Verhalten. Im Würmtal seien die Polizisten aber "noch gut dran".

Für den Kameraeinsatz gibt es klare Regeln. Die Polizisten müssen die Aufzeichnung stets ankündigen. Allerdings ist die Pre-Recording-Funktion erlaubt: die Kamera zeichnet im Standby-Modus - das grüne Licht leuchtet - immer 30-Sekunden-Sequenzen auf. Erst wenn der Beamte manuell die Aufnahmefunktion startet - ein rotes Licht leuchtet - beginnt die konkrete Aufzeichnung einer Situation, zusätzlich werden die vorangegangenen 30 Sekunden gespeichert. Damit soll sichergestellt werden, dass auch der Auslöser einer brenzligen Situation erfasst wird. Die Aufnahmen würden auf einem lokalen, eigens dafür bereitgestellten Server in der Polizeidienststelle Planegg gespeichert und automatisch nach 21 Tagen gelöscht, sagt Inspektionsleiter Sorgalla. Die Aufzeichnungen können auch als Beweismittel herangezogen werden. Dann muss die Filmsequenz separat gespeichert werden. "Vom Server direkt kann man nichts verschicken." Bei Demos sind keine Filmaufnahmen erlaubt, auch in Wohnungen gelten strengere Regeln.

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