Krailling hat einen neuen Bürgermeister: FDP-Kandidat Rudolph Haux konnte sich in der Stichwahl am Sonntag deutlich gegen seinen CSU-Konkurrenten Henrik Jörgens durchsetzen. Haux erzielte 62,0 Prozent, Jörgens 38,0 Prozent. Im ersten Wahldurchgang vor zwei Wochen lag der CSU-Mann noch fünf Stimmen vor dem FDP-Bewerber. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,6 Prozent. Es gab 83 ungültige Stimmen.
Um kurz vor acht Uhr meldete der Computer auf der großen Leinwand im Sitzungssaal des Rathauses den mehr als hundert Interessierten, die den Wahlabend live mitverfolgten: "Wir haben ein Update für Sie." Als wüsste das System, dass an diesem Abend eine Ära enden würde. Seit 1948 hat die CSU in Krailling regiert - nun erfolgt der Wechsel. 2354 der 6002 Wahlberechtigten hatten sich für den 61 Jahre alten Unternehmer als Nachfolger von Bürgermeisterin Christine Borst (CSU) entschieden, die Ende Januar krankheitsbedingt zurückgetreten war. Sie bezeichnete das Ergebnis als "demokratische Entscheidung". Natürlich hätte sie sich gewünscht, dass Henrik Jörgens mehr als nur 1441 Stimmen bekommt.
In dieser Deutlichkeit hatten auch die Kandidaten selbst nicht das Ergebnis erwartet. "Die Wechselstimmung hatte sich ja bereits vor zwei Wochen abgezeichnet", sagte Haux, bevor er sich mit seiner Frau Kathrin, Freunden und Anhängern auf den Weg in die Kraillinger Brauerei zum Feiern machte. Henrik Jörgens sagte: "Ich hatte gehofft, dass Inhalte mehr überzeugen als Sprüche." Der 57 Jahre alte IT-Fachmann machte die Niederlage an "Polarisierung" und "Blockbildung" fest. "Ich hatte gehofft, dass meine Person und mein Engagement mehr gesehen werden, nicht nur die CSU." Er nehme deshalb eine kleine Delle aus dem Wahlkampf mit - "die ich aber wieder ausbeule". Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, werde er im Frühjahr für den Gemeinderat kandidieren, kündigte Jörgens an. "Es soll nicht umsonst gewesen sein."
Rudolph Haux freute sich über ein Ergebnis, das in dieser Höhe gewöhnlich nur die Christsozialen im Landkreis einfahren. Er tröstete damit ein paar Jungliberale, die von der FDP-Europawahlparty in München geflüchtet waren. Mündlich nahm er die Wahl bereits an, an diesem Montag um elf Uhr wird er im Rathaus erwartet, um dies auch schriftlich zu tun. Am Dienstagabend steht im Gemeinderat bereits die Vereidigung an. "Und gleich ein dickes Programm", so Haux. Er kündigte an, bereits an diesem Montag erste Gespräche mit Mitarbeitern im Rathaus führen zu wollen und sich einiges erklären zu lassen, wie er offen zugab. Er habe viel vor, vor allem wolle er die Arbeit des Gemeinderats und der Verwaltung transparenter und offener gestalten. Haux, der Vater eines acht Jahre alten Sohnes und einer 14 Jahre alten Tochter ist, hatte bereits vor der Wahl angekündigt, seinen Job als selbständiger Vertriebspartner für Regen-Stauraumsysteme aufzugeben. Seine Tochter rechnet darüber hinaus mit "großen Veränderungen". Der Vater habe sie bereits vorgewarnt, dass Bürgermeister kein Amt sei, das man am Wochenende einfach ablege.
Bayernweit ist Rudolph Haux laut FDP der achte liberale Bürgermeister im Amt. Im nur wenige Kilometer entfernten Eichenau im Landkreis Fürstenfeldbruck etwa sitzt Parteifreund Peter Münster im Rathaus im Chefsessel. Darüber hinaus gibt es in Miltenberg, Dietenhofen, Karlstein, und Landshut FDP-Bürgermeister sowie in Gundelfingen und Kollnburg FDP-Bürgermeisterinnen.
In der Geschichte des Landkreises gab es bislang drei FDP-Bürgermeister. Laut Landratsamt führte in Seefeld von 1984 bis 1990 Ingeborg Bäss die Geschicke der Gemeinde, in Feldafing war Oscar Bauer im Amt. In Starnberg wurde der Liberale Rudolf Widmann zunächst zum Bürgermeister, 1969 dann zum Landrat gewählt. Das blieb er 27 Jahre lang - und schrieb Geschichte als damals einziger FDP-Landrat. Aktuell gibt es in Bayern keinen Landrat der Liberalen.