Baustelle in Krailling:Bagger kappt Wurzeln der alten Linde

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Massiv geschädigt: die lädierte Kraillinger Linde vor der Apotheke beim Brunnen. Ob der Baum noch standfest ist, soll ein Zugversuch zeigen. (Foto: Georgine Treybal)

Das Rathaus bangt um den schützenswerten Baum und ist stocksauer. Die Arbeiter bekommen nun einen Aufpasser zur Seite gestellt.

Von Carolin Fries, Krailling

"Schweinerei" hat jemand in großen Buchstaben auf ein Plakat geschrieben und neben die 15 Meter hohe Linde in der Kraillinger Ortsmitte gestellt. Inzwischen ist das Protestschild zwar wieder verschwunden, doch dessen Ursache weiter offensichtlich: Blickt man am Stamm hinunter in die Erdgrube, sieht man durchtrennte armdicke Baumwurzeln. Wie konnte das passieren? "Da fehlte es der ausführenden Firma am nötigen Fingerspitzengefühl", sagt Kraillings Bauamtsleiter Sebastian Beel.

Er macht keinen Hehl daraus, dass auch er stocksauer war, als er am vergangenen Montag per Kurznachricht von dem Baum-Unfall auf der Baustelle im Zentrum erfuhr. Das sei nämlich eigentlich ganz anders geplant gewesen. Im Zuge der Neugestaltung wird der Asphalt aufgerissen, auch im Bereich vor der Apotheke beim Brunnen, dem die Linde seit Jahrzehnten treu zur Seite steht. Die Wurzeln der großen Bäume hier sollten eine Art Gitterkorb bekommen, bevor der Bereich wieder verfüllt und gepflastert werden sollte. Doch dann hat ein Baggerfahrer offenbar nicht aufgepasst, "man kann denen ja auch nicht rund um die Uhr auf dem Schoß sitzen", sagt Beel. Weder er noch der Bauleiter noch der Chef der beauftragten Firma könnten das leisten. Jedenfalls sei das alles "sehr ärgerlich".

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Die Verwaltung hat umgehend die Firma "Tree Consult" hinzugezogen, die jeden Baum im Gemeindegebiet kennt und ein Kataster führt. Die verletzten Wurzeln wurden umgehend behandelt, der Ballen geschützt. "Wir tun alles, um den Baum zu retten", sagt Beel, der aber zugeben muss, dass die Linde massiv geschädigt wurde. "Ob sie es schaffen wird, wird sich wohl erst über die nächsten zwei, drei Jahre zeigen." Vorausgesetzt, die Standhaftigkeit ist noch gegeben. Darüber soll ein Zugversuch in den kommenden Tagen Auskunft geben. "Wir würden es uns sehr wünschen", so Beel.

Im Bauamt weiß man wohl, dass Späne fallen, wo gehobelt wird. Doch ist man nun in höchster Alarmbereitschaft, schließlich wird in den kommenden Wochen im Ortszentrum weiter gebaggert. Vom 27. Oktober an soll es plangemäß am Paulhanplatz weitergehen, dort stehen drei große Bäume, die unbedingt erhalten werden sollen. Die Baumaßnahmen dort würden deshalb von der Firma "Tree Consult" begleitet, "da wollen wir nichts riskieren", sagt Beel. Die Aufpasser zahlt die Gemeinde, das sei es wert. Die Erhaltungsmaßnahmen für die beschädigte Linde wiederum müsse die beauftragte Firma übernehmen. Diese sei schließlich fahrlässig vorgegangen und habe auch keinerlei Bedenken angemeldet. Den Bäumen in der Margaretenstraße übrigens wolle man mehr Platz geben und anders als geplant nicht die komplette Fläche pflastern.

© SZ vom 05.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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