Corona-Pandemie:Ungeimpfter Pfleger soll Altenheimbewohner angesteckt haben

Krailling: Caritas Altenheim

Diana Sturzenhecker leitet das Altenheim Maria Eich in Krailling mit etwa 160 Bewohnern und ebenso vielen Mitarbeitern.

(Foto: Nila Thiel)

Die fünf infizierten Bewohner von Maria Eich in Krailling sind schwer erkrankt - nur einer von ihnen war nicht gegen Covid-19 geimpft.

Von Carolin Fries, Krailling

Fünf mit dem Coronavirus infizierte Bewohner, vier erkrankte Mitarbeiter und die Frage: Wäre das vermeidbar gewesen? Nach dem Corona-Ausbruch im Kraillinger Caritas-Altenheim Maria Eich ist diese Frage in den vergangenen Tagen in den Mittelpunkt gerückt, denn alle vier infizierten Mitarbeiter sind nicht gegen Covid-19 geimpft. Die Heimleitung geht davon aus, dass einer von ihnen das Virus in die Einrichtung eingeschleppt hat - wodurch mehrere Bewohner, von denen lediglich einer keinen Impfschutz hatte, schwer erkrankt sind. Drei mussten bislang im Krankenhaus versorgt werden, so Heimleiterin Diana Sturzenhecker.

"Der Impfschutz unserer Bewohner scheint nachzulassen", sagt Sturzenhecker. Neun Monate sei es her, dass die nun Erkrankten ihre erste Spritze gegen das Virus erhalten hätten. Etwa 95 Prozent der knapp 160 Bewohner hätten das Angebot damals angenommen, beim nahezu ebenso großen Personalstamm liege die Quote indes nur bei schätzungsweise 70 Prozent. Was die verbleibenden 30 Prozent abschreckt? "Gerüchte zu Nebenwirkungen", so Sturzenhecker. "Es ist schwer, dagegen zu argumentieren." Der Caritas-Verband sowie die Heimleitung klärten zwar auf und informierten die Angestellten, etwa durch eine Mitarbeiter-Zeitschrift. "Doch letztlich ist es die Freiheit jedes Einzelnen, ob er sich impfen lässt", sagt Doris Schneider, Geschäftsleiterin der Altenheime im Caritasverband. Sie persönlich würde sich allerdings von den Mitarbeitern wünschen, dass sie sich impfen lassen. Speziell im Pflegebereich, wo man letztlich doch eine Mitverantwortung für das Wohl der Betreuten trage.

Am Sonntag vergangener Woche war ein Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet worden, in den Tagen danach acht Kontaktpersonen. Anders als bei der ersten Ansteckungskette im Frühjahr zeigen die Betroffenen deutliche Symptome, wie Sturzenhecker berichtet. Die Infizierten seien isoliert, neue Fälle habe es seither nicht gegeben, berichtet Sturzenhecker. In den Heimen laufen zwar die Vorbereitungen für eine Auffrischung des Impfschutzes von Bewohnern - doch so einfach sei das nicht, wie Geschäftsführer Schneider berichtet. Denn bislang empfiehlt die Ständige Impfkommission die Drittimpfung nur Risikopatienten, weshalb die Heime die Hausärzte ihrer Bewohner für ganz individuelle Entscheidungen zur Auffrischung des Impfschutzes eingebunden haben.

Ob auch die Mitarbeiter ihren Schutz durch eine dritte Spritze erhöhen sollten? "Wenn kein ausreichender Schutz mehr vorhanden ist, dann ja", sagt Sturzenhecker. Sie kenne mehrere Fälle von geimpften Kollegen, die nun, ein Dreivierteljahr nach ihrer ersten Spritze, an Covid-19 erkrankt seien. Die Heimleiterin versteht, dass Mitarbeiter von einer pauschalen Auffrischung ihres Impfschutzes Abstand nehmen. Viele hätten noch Jahrzehnte in der Pflege vor sich, womöglich mit Auffrisch-Impfungen im Halbjahrestakt. Sturzenhecker bedauert, dass die Krankenkassen dem Pflegepersonal keine Antikörper-Tests bezahlen, die individuell Anhaltspunkt geben könnten, ob der Schutz gegen das Virus noch ausreicht oder aber aufgefrischt werden sollte. Dennoch weiß sie auch: Es werde auch künftig immer wieder Coronavirus-Fälle unter Bewohnern und Mitarbeitern geben, denn auch die Impfungen böten bekanntlich keinen hundertprozentigen Schutz.

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