Kooperation:Mozzarella aus dem Labor

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15 Schüler des Gautinger Otto-von-Taube-Gymnasiums sind besonders begabt und dürfen am Kolleg der TU München teilnehmen. In Freising bekommen sie Einblicke ins Studium der Naturwissenschaften

Von Sabina Zollner, Gauting

Während andere sich über eine einfache Bruchrechnung den Kopf zerbrechen, verstehen diese Schüler schon mit 16 Jahren, wie ein Neutronenreaktor funktioniert. Ob Lebensmitteltechnologe, Mediziner oder Ingenieur, Nachwuchsnaturwissenschaftler sind gefragt. Deshalb wird junges Talent früh gefördert. So auch beim TUM-Kolleg. Das Programm ist eine Kooperation der Technischen Universität München (TUM), dem Otto-von-Taube-Gymnasium in Gauting und dem Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching. In der elften und zwölften Jahrgangsstufe dürfen 15 Schülerinnen und Schüler des Otto-von-Taube-Gymnasiums an ausgewählten Veranstaltungen der TU teilnehmen. So können die angehenden Abiturienten ins Studentenleben reinschnuppern und einen Einblick in verschiedenste naturwissenschaftliche Studiengänge bekommen. Am Gymnasium haben sie parallel einen vertieften naturwissenschaftlich ausgerichteten Lehrplan. Das Programm ist für besonders talentierte Schüler ausgerichtet. Neben guten Noten müssen sie vor allem eine Leidenschaft für Naturwissenschaften mitbringen. Bei einem Bewerbungsgespräch können die Kandidaten Lehrer und Professoren der TU von ihrer Motivation überzeugen.

Teil des Programms war jetzt ein Besuch am Lehrstuhl für Lebensmittel und Bioprozesstechnik der TUM in Freising. In einem Vortrag wurden den Schülern die einzelnen Studiengänge des Instituts vorgestellt: Lebensmitteltechnologie, Brauwesen und Bioprozesstechnik. Danach durften die Schüler selber Hand anlegen. Im Labor stellten sie unter Anleitung von Doktorandin Priska Pröll selbst Mozzarella her. Der durfte danach auch gegessen werden.

Zu den Veranstaltungen werden die Schüler von ihren Lehrern begleitet. Ralf Laupitz ist schon das vierte Jahr dabei. Er ist als Koordinator für das TUM-Kolleg zuständig und unterrichtet Biologie und Chemie am Otto-von-Taube Gymnasium. Besonders Spaß macht ihm, dass er mit Schülern arbeiten kann, die unheimlich interessiert und motiviert seien, erklärt Laupitz. Das kann auch zum Verhängnis werden. Denn manchmal fällt es ihm schwer, die ein oder andere Frage zu beantworten. Auch er lernt ständig neu dazu. Der Biologie- und Chemielehrer kann auf den Veranstaltungen einen Einblick in die Forschung gewinnen und so dem Schulalltag etwas entkommen.

Zum TUM-Kolleg gehören Hanna Hoogen und Nadine Wondra (2. und 3. von rechts). (Foto: Marco Einfeldt)

Hanna Hoogen und Nadine Wondra sind Schüler des TUM-Kollegs. Die beiden besuchen die elfte Klasse des Gautinger Gymnasiums. Am Kolleg gefällt den Spitzenschülerinnen besonders das abwechslungsreiche Programm und die Gemeinschaft, die sich in der Klasse entwickelt hat. Dadurch, dass alle Schüler auf dem gleichen Niveau sind, "kommt man schneller mit dem Stoff voran und es wird nie langweilig", erzählt Hanna. Die 16-Jährige wechselte für das Kolleg sogar die Schule. Eigentlich war sie auf dem Graf-Rasso-Gymnasium in Fürstenfeldbruck. Statt 15 Minuten auf dem Fahrrad, muss sie jetzt eineinhalb Stunden mit der S-Bahn zur Schule fahren. Für Hanna hat es sich gelohnt. Der Besuch des Forschungsreaktors an der TUM in Garching war für sie ein ganz besonderes Erlebnis. Zahlreiche Forschungsgruppen benutzten den Reaktor als Neutronenquelle für Experimente.

Für Nadine war es am Spannendsten bei einer Operation live dabei zu sein. Die Schüler konnten bei einer achtstündigen Bauchspeicheldrüsenkrebsoperation zuschauen. Mulmig wurde den beiden dabei nicht. "Wir sind da nicht so empfindlich", sagt Nadine. Beide Mädchen sind fasziniert von Naturwissenschaften. "Ich mag die Logik dahinter und ich mag Zahlen", erzählt Hanna. Auch gefällt ihr das Abstrakte und die Möglichkeit zu lernen, tiefere Ebenen zu verstehen. Nadine findet Mathe einfach spannend und lernt gerne, wie der menschliche Körper funktioniert.

Mozzarella machen Schüler des Gautinger Gymnasiums im Labor in Freising. (Foto: Marco Einfeldt)

Bevor es für Hanna und Nadine ans Forschen geht, müssen die beiden im Sommer ein Praktikum absolvieren. Hanna hat schon einen Platz in einem Forschungslabor der University of Chicago. Nadine möchte sich für ein Unternehmen bewerben, das Chips für blinde Menschen entwickelt um deren Sehkraft wiederherzustellen. Nach der Schule möchte Hanna Psychologie an der Stanford University in den USA studieren. Nadine braucht erst einmal ein Jahr Pause von der Schule und will ins Ausland. Eins steht fest: Den beiden stehen viele Türen offen.

In der zwölften Jahrgangsstufe werden die Schüler ihre Forschungsarbeit angehen. Dabei werden sie meist von Doktoranden der TUM betreut. Die Ergebnisse der jetzigen Zwölftklässler des TUM-Kollegs werden am Mittwoch, 6. Februar, am Otto-von-Taube Gymnasium vorgestellt.

© SZ vom 30.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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