Konzertreihe:Fulminanter Auftakt

Feldafing: Musiktage - Kit Armstrong & Schuhmanns - Quartett

Neoromanisches Ambiente: St. Peter und Paul bildet den Rahmen für hochklassige Konzerte in Feldafing.

(Foto: Nila Thiel)

Kit Armstrong und das Schumann Quartett ernten in Feldafing frenetische Ovationen

Von Reinhard Palmer, Feldafing

Es ist ein Glücksfall, dass der großartige Kit Armstrong seit Gründung der Feldafinger Musiktage das Publikum mit seinem Klavierspiel verzaubert. Nicht nur, weil er auf die Gage verzichtet, sondern auch weil er mit seinem guten Namen herausragende Musiker und Ensembles in die St. Peter und Paul-Kirche lockt. Wie etwa das Kölner Schumann Quartett, mit dem Armstrong am Donnerstag die sechste Auflage der Benefiz-Konzertreihe eröffnete. Der Name des Ensembles rührt nicht etwa vom Komponisten her - Schumann heißen auch die drei Brüder Erik, Ken (Violinen) und Mark (Violoncello), die Liisa Randalu seit 2012 zum Streichquartett ergänzt. Homogenität ist daher eine herausragende Qualität des Quartetts. Dazu kommt eine beachtliche substanzielle Bandbreite, die von zartesten Spuren bis zu orchestraler Fulminanz reicht. Und das Repertoire gab in Feldafing Material an die Hand, aus dem Vollen zu schöpfen, zumal Armstrong auf gleicher Wellenlänge in die Tasten griff.

Die Rarität im Programm war das d-Moll-Klavierquintett von César Franck: ein spätromantisches Werk, doch reich an Chromatik schon auf dem Weg zu einem eigenen französischen Stil und zur Inspirationsquelle für Debussy. Die Musiker verwandelten die vielen Schattierungen im üppigen Farbmaterial in Emotionen, die das Stück von monumentalen Ausmaßen zu einer abenteuerlichen Berg- und Talfahrt gestalteten. Nach tragisch-dramatischer Einleitung der orchestral zupackenden Streicher antwortete Armstrong mit seligem Sinnieren und zartester Lyrik. Ein Kontrast, der sich mit wechselnden Rollen wiederholen sollte. Mit plastischer Finesse verstanden es die Musiker, das Wogen zwischen feinster Empfindsamkeit und eruptiver Spannungsentladung umzusetzen. Im feurigen Schlussallegro legten das Quartett und Armstrong noch mal wuchtig nach und überraschten mit plötzlichen Wendungen. So tauchte unvermittelt eine geheimnisvoll verschattete, magische Vision auf. Das Lento changierte feinsinniger, empfindsamer, versank in elegisches Sinnieren mit seliger Melodik, verdichtete sich indes mit glühender Leidenschaft.

Es gelang, die Sinnlichkeit des Wallonen Franck von der Sinnenfreudigkeit des Böhmen Dvořák klar zu differenzieren. Auch der folkloristische Ansatz blieb in Dvořáks Klavierquintett A-Dur op. 81 geschmeidig, offenbarte sich nicht in wuchtigem Poltern, sondern in lebensfreudiger Spiellust, zart schimmernder Glücksseligkeit oder als heiteres Wirbeln. Analogien zu Franck zeigten sich etwa im elegischen Ton der Dumka oder der melancholischen Moll-Trübung. Nach frenetischen Ovationen gab es mit dem Kopfsatz des Schumann-Klavierquintetts noch eine Kostprobe reinster Romantik mit der die Musiker ihre Stilsicherheit unterstrichen.

Im Rahmen der Musiktage interpretiert der Pianist Lars Vogt am heutigen Samstag um 17 Uhr Werke von Brahms, Janáček und Beethoven. Kammermusik von Ravel, Liszt, Schubert und Schumann gibt es am morgigen Sonntag um 11 Uhr mit Franziska Hölscher (Violine) und William Youn (Klavier). Zum Abschluss interpretieren Julian Prégardien (Tenor) und Lars Vogt (Klavier) am Sonntag von 17 Uhr an Schuberts Winterreise.

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