Konzerte:Hip-Hop trifft Klassik

Hi-Hop trifft Klassik; Hip-Hop trifft Klassik

Einshoch6, hier bei den Starnberger Kulturtagen, sind beim Orff-Fest mit dabei.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Nach einer Pause im vergangenen Jahr soll es im Sommer 2018 wieder ein Orff-Fest geben. Wilfried Hiller hat ein Programm zusammengestellt, das den Komponisten aus Dießen und sein Wirken aus ungewohnter Perspektive beleuchtet.

Von Rita Argauer, Andechs/München

Im München der 20er Jahre trafen einige Gestalten künstlerisch aufeinander, die man gegenwärtig eher nicht zusammen denken würde. So etwa Bertolt Brecht und die bayerische Komponisten-Ikone Carl Orff. Orff war zu dieser Zeit auch an den Münchner Kammerspielen beschäftigt und schrieb Musik für Brechts Gedichte "Vom Frühjahr, Öltank und vom Fliegen" und "Von der Freundlichkeit der Welt". Und obwohl sie sich politisch während des Nazi-Terrors gegensätzlich entwickelten, planten sie in den 50er Jahren noch eine weitere Zusammenarbeit. Wegen Brechts frühem Tod kam es dazu zwar nicht mehr, dennoch vertonte Orff noch drei weitere Gedichte Brechts.

Dass diese eher unbekannten Stücke nun wieder hörbar werden, ist ein Verdienst des neu aufgestellten Orff-Fests in Andechs. Nach einem Zwist in der vorangegangen Leitung und einer Pause im vergangenen Jahr, wird das Festival, das es seit 1992 gibt, im Sommer 2018 wieder stattfinden. Doch statt der etwas weihevollen Rückschau, die das Programm der vorangegangen Auflagen bestimmte, blickt man nun freier und experimenteller auf den namensgebenden Komponisten. Künstlerisch zeigt sich dafür hauptsächlich der Orff-Schüler und Komponist Wilfried Hiller verantwortlich. Zusammen mit Florian Zwipf-Zaharia, der auch die Intendanz des Festspielhauses Füssen inne hat, wurde das programmatische aber auch das örtliche Spektrum erweitert. Man spielt nicht mehr bloß im Kloster Andechs, sondern bringt das Festival mit Spielorten wie Orffs Wohnhaus in Dießen und den Kirchen in Sankt Ottilien und Schondorf auch in die Region.

Hiller ist dabei derzeit wohl einer der Menschen, die Orffs Werk mit am besten kennen. Und so zwirbelte er feinste musikalische Bezüge heraus. Oft nur in musikalischen Minimaleinheiten wie Takten erklärt Hiller - ganz das wandelnde Orff-Lexikon - beim Pressegespräch in München thematische Verknüpfungen von Bachs "Wohltemperierten Klavier" zu Orffs "Das Weltenrad dreht sich". Im Konzert wird der Schlagzeuger Simone Rubino zusammen mit dem Klavierduo "d'Accord" und dem Schauspieler August Zirner diese Bezüge im Andechser Florianstadl dann zur Musik Béla Bartóks und Maurice Ravels ausweiten und schließlich mit George Crumbs "Music of the starry night" in die Gegenwart überführen. Der Bach-Bezug bleibt jedoch der dominanteste und zeigt sich zum Abschlusskonzert noch einmal in der Gegenüberstellung von Bachs Osteroratorium und Orffs Osterspiel.

Den Orff-Schlager, die Carmina Burana, lässt man weitgehend außen vor. Sie dienen bloß der musikalischen Unterlage eines Hip-Hop-Workshops für Jugendliche. Diese Verknüpfung von zeitgenössischer Pop-Ästhetik und Orff zeigt sich dann sich auch im Konzert der Münchner Symphoniker, die mit ihrer mittlerweile schon angestammten Hip-Hop-Klassik-Combo Einshoch6 unter dem Titel "Wer dumm is, der soll draußen bleibn" Orffs musikalischen Kosmos aus heutigem Standpunkt heraus ausloten. Dass Orff und Hip-Hop allein schon aus rhythmischer Sicht gut zusammenpassen, ist einleuchtend. Dass man sich beim Festival nun traut, diese Bezüge auch herzustellen, ist wunderbar.

Carl-Orff-Fest 2018, Sonntag, 8. Juli, Mittwoch, 8. August bis Sonntag, 12. August, Karten und weitere Infos unter www.carl-orff-fest.de

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: