Konzert:Zum Teufel nochmal!

Orffs Osterspiel im Museum in Dießen aufgeführt

Von Reinhard Palmer, Dießen

Wer kennt die biblische Geschichte von der Auferstehung Christi nicht? Laut den Evangelien hat niemand gesehen, wie Christus dem Grab entstieg. Es war schon leer, als die ersten eintrafen. Merkwürdig, schließlich waren auch Wachen aufgestellt. Carl Orff wusste die Antwort auf diese Ungereimtheiten: Die Wächter waren Bayern! Außerdem war der Teufel im Spiel, der wieder mal die Finger nicht vom Karteln lassen konnte. Diesmal war ihm das Glück hold, und er nahm den Wachsoldaten ihre Seelen ab. Doch beim leidenschaftlichen Spiel versäumte er es, ein Auge auf die von ihm verhexte Grabkammer zu behalten. Während er noch "gewonnen" schrie, jubilierten schon die Engelschöre: "Christ ist verschwunden" und "Halleluja".

Allerdings nur vom Band, denn im Dießener Carl Orff Museum war kein Musiker und auch kein Chor zugegen. Nur zwei Rezitatoren, die aber ganz schön viel Radau auf die Bühne brachten, sodass eine betagte Besucherin entsetzt lamentierend den Saal verließ. Tatsächlich war Ulrike Dostal ein Leibhaftiger par excellence, zwischen Bayerisch, Latein und Französisch gewandt wechselnd. Und dass der unheimliche Teufel eine Frau war, verwunderte in diesem Fall niemanden. Die Mehrfachrolle der bayerischen Wachsoldaten war mit Claus Obalskis nicht minder perfekt besetzt. Dem Sohn der Mundartdichterin und Betthupferl-Schreiberin Elisabeth Obalski-Hüfner und Mundartdarsteller der Kleinen Komödie, des Tegernseer Volkstheaters und des Nockherberg-Spektakels schien die Rolle in Orffs "Comoedia de Christi Resurrectione", dem Osterspiel, das mit dem hexenbesetzten Weihnachtsspiel ein Diptychon bildet, auf den Leib geschneidert zu sein.

Dass die magische Musik vom Band kam, war durchaus im Sinne Orffs. Das Spiel mit der Technik interessierte ihn, und er wandte es auch an. Mit der Aufnahme unter der Leitung von Kurt Eichhorn wurde die veranstaltende Carl-Orff-Stiftung zudem ihrem musealen Anspruch gerecht. Es stimmt auch nicht ganz, dass es bei der Aufführung im Museum gar keine Livemusik gab, denn Orff nutzte die Sprache musikalisch. Wenn es da hieß, "Des is an Aufwachn ringsum im Land, ringsumadum", dann waren Rhythmus und Melodie deutlich ausgeprägt. Eine noch stärkere Ausrichtung auf diesen Aspekt hätte dem Stück gut getan. Livemusik aber auch.

Das Osterspiel ist am Sonntag, 28. April, 15.30 Uhr, Einführung 15 Uhr, noch einmal im Gymnasiums in der Erzabtei Sankt Ottilien zu erleben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: