Konzert:Ordentlich was auf die Ohren

Lesezeit: 2 min

Beim Gastspiel im Starnberger Klinikum: Marcela Krizova (Klavier), Radka Karageorgieva (Violine) und Nikola Karageorgiev (Cello). (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Klangfülle im Klinikum mit dem Trio Karageorgiev

Von Reinhard Palmer, Starnberg

Die Kapelle im Klinikum Starnberg ist nicht gerade groß. Gastiert dort ein Ensemble mit satter Klangfülle, bekommt man ordentlich was auf die Ohren. Zum Beispiel, wenn das Trio Karageorgiev Antonín Dvořáks Dumky-Trio spielt. Das Ensemble sei ein Familienunternehmen, sagte die Geigerin Radka Karageorgieva. Die Pianistin Marcela Křížová ist ihre Schwester, das Violoncello spielt ihr Ehemann Nikola Karageorgiev. So war eine Homogenität zu erwarten, die aber nicht so austariert war, wie es das Repertoire verlangt hätte. Die Rücknahmen gingen nicht weit in die leisen Register, umso fulminanter stürzte sich das Trio auf die entfesselten Passagen, die es bei Dvořák reichlich gibt.

Stimmig war der Abend trotzdem, nachdem das Trio mit einer Sonate für Violine und Basso continuo von Georg Friedrich Händel begonnen hatte, die mit barocker Sinnlichkeit alle Register zog. Überraschenderweise mit einem legendenhaften Unterton im Kopfsatz, der sich auch später immer dort beimischte, wenn sinnierende Passagen als ruhiger Kontrast für Entspannung sorgten.

Im Grunde hat auch der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart die barocken Gestaltungsmittel wie beschwingte Vitalität, fließende Melodik oder tänzerische Beherztheit in seine Musik aufgenommen, sie aber verfeinert und zudem mit raffiniertem Hell-Dunkel-Changieren und mit dramatischen Verdichtungen sowie mit mehr Nuancen im Ausdruck ausgestattet. Das Trio Karageorgiev verstand es bei seinem Auftritt in Starnberg, diesen Unterschied zwischen Händel und Mozart herauszuarbeiten und auch das Schlussallegro von Mozarts C-Dur-Klaviertrios KV 548 mit spritziger Leichtigkeit von der barocken Schwere zu befreien.

Was bei Händel noch behäbig daherkam, gewann bei Mozart an fließender Bewegung und innerer Ruhe, vor allem im Andante cantabile mit seinem melodischen Gesang. Der direkte Vergleich war nur bedingt möglich, da es sich um zwei verschiedene Gattungen handelte. Auch das Klaviertrio von Mozart geht von der Anlage her von einer Klaviersonate mit zwei begleitenden Streichern aus. Křížová nutzte diese Anlage, um ihren Part brillant auszuspielen und mit Anschlagsvarianten reicher zu differenzieren. Man hätte sich nur eine größere Einfühlsamkeit der Streicher gewünscht, um dem Ensemblesatz mehr Geschmeidigkeit zu verleihen.

Dieses Problem tauchte bei Dvořák nicht auf, weil der Triosatz auf Gleichwertigkeit der Instrumente ausgelegt ist. Andererseits dürfen die Instrumente immer wieder auch solistisch hervortreten, was beim Trio Karageorgiev allerdings etwas blutleer klang. Spielfreude war dem Ensemble wichtiger als Hingabe und Ausdruckstiefe.

Leidenschaft und Temperament konnte man dem Trio allerdings nicht absprechen. Schon bei Dvořák glühte es immer wieder mit satter Klangfülle, die gut austariert erklang, vor allem im vierten Satz mit seinem Bogen bis zum wirbelnden Tanz des Allegretto scherzando. Eine Stärke des Ensembles im Melancholisch-Wehmütigen offenbarte sich zum Schluss in Piazzollas "Oblivion" sowie in der Zugabe in Tschaikowskis "Träumerei", in denen auch mal lyrische und sanfte Abschnitte durchaus wohltuend berührten.

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: