Süddeutsche Zeitung

Konzert:Klangsinnliches Erlebnis

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Luz Amoi präsentieren in Gilching das Adventsprogramm "In dulci jubilo" mit Höhepunkten der jüngsten Programme

Von Reinhard Palmer, Gilching

Das Quintett hat sich in den zwölf Jahren seines Bestehens einen guten Ruf erworben. Zum Teil wohl dank der umherschwappenden Welle zwischen Weltmusik, Klassik, Jazz und spezieller bayerischer Weltmusik, auf der das Ensemble auf eigene Weise reitet. Luz Amoi besteht zudem aus Multiinstrumentalisten, die mit einer reichen Ausstattung für viel Abwechslung zu sorgen vermögen. Was da in der Gilchinger Kirche St. Sebastian über die Bühne vor dem Altar ging, war aber eine andere Geschichte, näher am besinnlichen Liedermacher-Genre. Mit dem Adventsprogramm "In dulci jubilo" präsentierte die Formation Höhepunkte aus den Programmen der letzten Jahre mit Advents- und Weihnachtsliedern. Etwas seicht, fast durchweg auf wohlige Stimmung ausgelegt und mehr wohlklingende Seelenmassage denn musikalisch anspruchsvoll. Aber die zahlreichen offenbar schon von der vorweihnachtlichen Hektik erfassten Konzertbesucher sogen diese stille Harmonie mit der schönfarbig komponierten Lichtshow sichtlich dankbar auf. Lauschten bedächtig vom ersten bis zum letzten Ton dem Kirchenraum Respekt zollend ohne Applaus, um sich aber schließlich mit Standing Ovations noch eine Zugabe zu erklatschen.

So ein Adventsprogramm ist keine spontan zusammengestellte Anreihung von Liedern. Die sorgfältig einstudierte Show folgte einer wohldurchdachten Dramaturgie, in die der Kopf der Formation, Stefan Pellmaier, selbst verfasste Texte rhetorisch ansprechend einflocht und so zwischen den musikalischen Blöcken nachdenkliche Zäsuren setzte. Meistens ging es um ein persönliches Sinnieren darüber, was wirklich zählt, um ein Innehalten. Pellmaier ging sozusagen mit animierendem Ansatz voran.

Der Schwerpunkt lag gewiss auf der Musik, für die Luz Amoi ein beeindruckendes instrumentales Set aufgebaut hatte. Stefan Pellmaier machte sich gleich mit einem Marimbaphon und einem Vibraphon ganz breit in der hintersten Reihe, zog es aber meistens dann doch vor, mit Perkussionsinstrumenten wie Cajón, Rassel oder Trommel und vor allem mit dem Akkordeon für so etwas wie Heimatsound in vorderster Reihe zu sorgen. Raum brauchte auch Manuela Schwarz für ihre Harfe und fürs alpenländische Klänge herzauberndes Hackbrett. Ihre Blockflöte machte sich dagegen recht bescheiden, aber klanglich nicht minder reizvoll aus. Leadsänger ist im Ensemble Johannes Czernik, der hier neben den durchaus jazzig gefärbt eingesetzten Saxofonen und Klarinette eine rein akustische Gitarre fürs Liedermacher-Flair dabei hatte. Für die melancholisch-elegischen Höhenflüge, wie man sie vom Irish Folk her kennt, sorgte Stefanie Pellmaier mit ihrer Violine, griff aber für besondere Effekte auch schon mal zum Akkordeon oder zu Perkussionsinstrumenten ihres Ehemanns. Dominik Hogl war der Einzige, der seinem Kontrabass durchgehend treu blieb, was allerdings auch nötig war, um zupfend oder streichend für die nötige Fülle und eine gewisse Plastizität des Klangs einfühlsam zu sorgen.

Schon alleine das Instrumentarium war darauf ausgelegt, ein klangsinnliches Erlebnis zu bescheren. Das hätte hier auch insgesamt ein Fest für die Sinne werden können. Aber die fünf Musiker hielten sich zurück, bauten den Bogen allzu akribisch auf - von einer stimmungsvollen Begleitunterlage über recht farbenreiche Mittelstimmen bis hin zu weitschweifenden Höhenflügen der Oberstimmen. Man vermisste immer wieder die reizvollen Überraschungsmomente und imaginativen Ansätze wie sie etwa im "In dulci jubilo" mit Renaissance naher Charakteristik aus Blockflöte, Trommel und Violine gelungen waren. An der Wahl der Lieder lag es sicher nicht. Melodien wie die von "Es wird scho glei dumpa", "Tochter Zion", "Maria durch ein Dornwald ging" oder "Macht hoch die Tür', die Tor' macht weit" hätten reichlich Stoff geboten, musikalisch zu zaubern. Mit Sequenzierung, um in höhere Sphären zu gelangen, erschöpfte sich indes im Grunde die Trickkiste der Arrangements von Luz Amoi.

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SZ vom 02.12.2019
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