Konzert in Pöcking:Party pur

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Die Band "Jamaram" begeistert im Beccult ihre Fans und spielt vier Zugaben

Von Patrizia Steipe, Pöcking

"Alright Pöcking, habt ihr Bock, mit uns einen Song zu singen?" Was für eine Frage. "Yeah!" - und dann klang aus 550 Kehlen der Refrain, natürlich im Reggae-Rhythmus.

Quasi als Bewährungsprobe für das neue Beccult in Pöcking gab es in der Eröffnungswoche des Kulturhauses auch das große Jamaram-Konzert. Den Belastungstest mit der maximalen Auslastung an Besuchern hat das Gebäude schon mal souverän bestanden.

Die tiefen Bässe vibrierten im gesamten Körper, der Ton war von allen Standpunkten aus einwandfrei zu hören, und trotz der vielen sich verausgabenden Tänzer war die Luft auch noch nach drei Stunden frisch. Drangvolle Enge? Fehlanzeige. Dank mobiler Trennwände konnte der Saal nach hinten geöffnet werden.

Aber zurück zur Band: "Als wir Jamaram gebucht hatten, wussten wir nicht, dass sie den Kulturpreis des Landkreises gewinnen werden", berichtete der Pöckinger Kulturreferent Albert Luppart. Nur wenige Tage vor dem Konzert war die offizielle Verleihung im Landratsamt Starnberg. Dass Pöcking für die Premiere gleich einen Kulturpreisträger aufgetan hatte, war ein echter Glücksfall, und zwar für beide Seiten: Die Kultband konnte neue Fans in der weitläufigen Jamaram-Familie willkommen heißen, und die Konzertbesucher hatten zwei Stunden Party pur, beziehungsweise drei, wenn man den wesensverwandten Jah Chango als Vorband dazu zählt.

Die Konzerte von Jamaram, die mal als "Gig Monster" bezeichnet wurden, sind ein Erlebnis. Da heißt es "hands up", "lasst euren inneren Affen raus", da läuft die La-Ola-Welle hin und her, und da wird gehüpft, getanzt und sich im Walzertakt gedreht. "Hey, hey, hey, let's go", peitscht Sänger Tom Lugo ein, und schon reißen alle die Arme hoch, singen "Oh my gosh" und tanzen sich die Seele aus dem Leib, egal ob es sich nun um Ska, Reggae, Soul, Samba oder auch um Balkan- und Afrikarhythmen handelt.

Dabei bewiesen in Pöcking nicht nur die Jungen Kondition. Jamaram ist ohnehin so etwas wie eine generationenübergreifende Gruppe. Sie erreicht die älteren Semester in Anzug genauso wie die Kids in Hoodies und Wollmützen und die Ausdruckstänzerinnen in ihren Flattergewändern. Sogar Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler schwang die Hüften.

Vor 20 Jahren gründeten Sänger Tom Lugo, Schlagzeuger "Murxen" Alberti und Gitarrist Samuel Hopf die Band. Mittlerweile ist sie achtköpfig. Den Bass bearbeitet Benni Beblo, Keyboard spielt Lionel Wharton, Percussion Nik Thäle, Saxophon Peppi Beblo und Trompete Daniel Noske. Mehrere Mitglieder sind im Landkreis Starnberg aufgewachsen.

Von 2008 bis 2015 lebte der Großteil der Musiker auch in einer Wohngemeinschaft in Weßling. Nach der Schule hätten sie sich damals immer zum Musikmachen getroffen, erzählt Frontman Tom Lugo, der mittlerweile einen Freddy-Mercury-Schnauzer trägt.

Wenn das Taschengeld knapp wurde, dann musizierten die Jungs kurzerhand auf der Straße. "Es ist crazy, wie sich alles entwickelt hat". Längst ist die Band angekommen, steht auf Bühnen statt auf Straßen, hat elf Alben veröffentlicht und mindestens 1500 Konzerte in mehr als 20 Ländern absolviert. Ihre Wurzeln im Fünfseenland haben die Musiker trotzdem nicht vergessen. Immer noch stehen Live-Konzerte an einem der Seen oder im Rahmen des Filmfestivals im Kalender.

Hunderte von Fans, die die Songs vom neuen Album "To the Moon and the Sun", mitsingen, tanzen, klatschen und jubeln, machen den Verlust der Freiheit auf den Straßen mehr als wett - und statt ein paar Groschen im Hut kam jetzt richtig was zusammen. In Pöcking waren es 700 Euro an Spenden, die Jamaram an ein Schulprojekt in Südafrika überweisen.

Am Schluss werden im Beccult die Handylichter eingeschaltet, vereinzelt leuchten auch Feuerzeuge. Nur ungern lassen die Zuhörer die Band ziehen. Nach vier Zugaben ist dann aber endgültig Feierabend. "Auf weitere 20 Jahre Jamaram", ruft Tom Lugo. Die Fans werden ihn beim Wort nehmen.

© SZ vom 18.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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