Konzert am Ammersee:Buena Vista Herrsching Club

"Alexanders's Jazzband" spielt vor dem Kurparkschlösschen

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Es gibt einige Bands, die Jahrzehnte überdauern. Meist nach einigen Wechseln schließlich in der Besetzung in der zweiten oder dritten Generation. Bei der 1958 gegründeten Alexander's Jazzband ist es anders: Dort lassen es immer noch die Gründungsmitglieder selbst krachen. Und das ist gar nicht mal ironisch gemeint, sorgte doch das Sextett beim Open-Air des Herrschinger Kulturvereins vor dem Kurparkschlösschen für heiter-ausgelassene Stimmung.

Das tun diese Jazzer im Kernsextett mit Trompete, Saxophon/Klarinette, Posaune, Banjo, Kontrabass und Schlagzeug schon traditionell seit vielen Jahren an diesem Ort. Und sie schwärmen davon, dass sie das Ufer des Ammersees mit seinen Dampfern an den Mississippi River und an New Orleans erinnere - die musikalische Heimat der Band, die konsequent dem Traditional-Jazz und Dixieland treu geblieben ist. Nicht etwa aus Unflexibilität, sondern aus reiner Begeisterung für diese mitreißende Musik, die ein so besonderes Lebensgefühl weckt. Am Mississippi ist sie zu Festen und zu Beerdigungen gleichermaßen zu hören und denn auch weniger Unterhaltung als vielmehr eine Lebensphilosophie, die mit ihrem Optimismus und Gottvertrauen immer noch anzustecken vermag.

Es liegt wohl am Alter der Bandmitglieder, dass ihre Musik an Glaubwürdigkeit zweifelsohne zugelegt hat. Mit ihrem Gesang und ihrem Spiel zielen sie nicht gerade auf Perfektion ab, es geht mehr um die Aufrichtigkeit ihres Tuns. Man fühlte sich bei diesem Konzert deshalb schon etwas an den Buena Vista Social Club erinnert - entsprechend in der lokalen Variante mit einer Flasche Andechser statt einem Glas Daiquiri. Der Auftritt von Alexander's Jazzband ist vielleicht nicht gar so leidenschaftlich und engagiert, aber schließlich geht es auch darum, möglichst authentisch zu bleiben - also eher bajuwarisch-stoisch, mit einer gewissen Gleichgültigkeit, die den Ansagen erst den Witz gab. Was die Musik betrifft, sah es durchaus schon anders aus: Sie macht der Band immer noch Spaß und vermochte die vielen Zuhörer derart zu begeistern, dass sich auch einige Tanzwillige fanden.

Im Grunde verdiente der Herrschinger Kurpark erst mit der Jazzband seinen Namen, auch wenn Herrsching offiziell kein Kurort ist. Sonntägliche Kurkonzerte haben eine lange Tradition und fänden offenbar auch in Herrsching ein breites Publikum. Was diesmal natürlich damit zusammenhing, dass Alexander's Jazzband nunmehr schon Legende ist und international bekannt - insbesondere in Frankreich. Außerdem: Dixieland macht einfach Spaß. Sogar Passanten, die sich sichtlich um Gleichgültigkeit bemühten, konnten nicht verhindern, dass ihr Gang beschwingt-wippend wurde. Und das war schön anzusehen.

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