Konflikt mit Kommune:Platz zum Toben statt Senioren-Fitness

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Am Lindenberg herrscht Unmut über die Spielplatzsituation (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Pöckinger plädiert für Freifläche am Spielplatz der Siedlung Lindenberg. Gemeinde lehnt Verlegen von Trimm-Geräten ab

Von Hannah Maassenund Manuela Warkocz, Pöcking

Wolfgang Garnreiter kämpft seit Jahren für die Freifläche eines Spielplatzes in der Siedlung Lindenberg in Pöcking. Die Wiese wurde mit Fitness-Geräten für Senioren zugestellt. Nun ist Garnreier zwar selbst Rentner, hat aber kein Interesse, sich am Spielplatz zu ertüchtigen. Garnreiter setzt sich vielmehr für seine sieben Enkel und alle anderen Kinder der Siedlung ein, für die er sich an dieser Stelle lieber wieder einen Freiraum zum Ballspielen, Toben oder Picknicken mit ihren Familien wünschen würde.

Der Pöckinger hat schon mit Gemeinde, Bauamt und Bürgermeister Rainer Schnitzler geredet. Alles vergeblich. "Ich beiße bei der Gemeinde auf Granit", so Garnreiter zur SZ. Er findet, dass es für Kinder zu wenig Spielplätze am Lindenberg gibt. Ursprünglich seien drei Spielplätze in der weitläufigen Siedlung geplant gewesen, sagt der Rentner. Einer sei nie realisiert worden, auf einem habe der Sandkasten einer Kunstinstallation weichen müssen. Und auf dem Spielplatz im nördlichen Bereich, um dem es ihm geht, sei die Freifläche vor Jahren durch zwei "fragwürdige, angeblich von Senioren gewünschte Fitnessgeräte erheblich eingeschränkt", worden, erklärt Garnreiter.

Der Rentner hat mit seinen sieben Enkelkindern schon unzählige Stunden auf dem öffentlichen Spielplatz verbracht. Auf dem können sich Buben und Mädchen nach wie vor an Rutsche, Schaukel, Kletterturm und in einer Sandkiste vergnügen. Daneben hat die Gemeinde auf der Wiese zwei Fitnessgeräte für Senioren aufgestellt. Die einzige Fläche, auf der Kinder noch toben konnten, sei so unbrauchbar gemacht worden. Er sähe auch kaum jemanden, der die Geräte benutze. Zwar seien sie auch für Jugendliche ab 14 Jahren freigegeben. Aber der Spielplatz sei doch ein Ort für Zwei- bis Zwölfjährige. Das alles passt für den Pöckinger nicht zusammen.

Auf Anraten des Bürgermeisters hat er nach diversen informellen Gesprächen und Schreiben eine offizielle Anfrage an den Gemeinderat gestellt, in welcher er um die "Verlegung der Fitnessgeräte vom Spielplatz (nördlicher Lindenberg) auf die Außenbereichsgrünfläche der Seniorenwohnanlage und Sozialstation Pöcking" bittet. Diesen Antrag hat der Pöckinger Haupt- und Finanzausschuss allerdings abgelehnt. Ausdrückliche Begründung: Man wolle das Ballspielen auf der Wiese verhindern. Das Gelände liege etwa einen Meter über Straßenniveau. Der Ball könnte auf die Straße rollen oder Scheiben kaputt machen.

Garnreiter betont, dass es ihm gar nicht so sehr um das Fußballspielen geht. Aber "Kinder wollen sich doch auch bewegen". Eltern und Großeltern passten auf die Kinder auf. In 25 Jahren sei seines Wissens nach nicht eine Scheibe kaputt gegangen. Der zentrale Standort des Spielplatzes sei einfach gut.

Die Fitness-Geräte zu verlegen lehnt die Gemeinde ab. "Das geht aus mehreren Gründen nicht", unterstreicht Rathauschef Schnitzler auf Nachfrage. Vor dem Betreuten Wohnen habe man "keinen guten, attraktiven Platz" gefunden. Vor der Sozialstation gebe es zwar eine große Grünfläche, doch würden die Geräte dort die Feuerwehrzufahrt blockieren. Warum man die Geräte überhaupt angeschafft hat? "Wir wollen auch was für Ältere tun, dass sie zum Beispiel Koordination trainieren können", so Schnitzler. Er verweist noch darauf, dass es am Pöckinger Sportpark einen Bolzplatz gibt. Den hat die Gemeinde 2006 vom Deutschen Fußballverband spendiert bekommen, ein Geschenk zur Weltmeisterschaft.

Garnreiter dagegen will nicht aufgeben. Er wartet "auf den Tag, an dem diese Dinger wieder entfernt werden". Im Frühjahr - zu Beginn der "Spielsaison" - will er sich weiter für die Verlegung der Fitnessgeräte einsetzen.

© SZ vom 10.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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