Kommunalwahlen im Landkreis Starnberg:Mit App und Bike unterwegs

Pöcking GH Post, Vortrag Mobil auf dem Land

Wollen mobil machen: der Abgeordnete Markus Büchler und Landratskandidatin Martina Neubauer.

(Foto: Georgine Treybal)

Grüne fordern in Pöcking Verbesserungen im öffentlichen Nahverkehr

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Mobil sein, zu jeder Zeit: Das wollen die Grünen mit einer Mobilitätsgarantie erreichen. Nach dem Konzept der Partei soll jeder Ortsteil in Bayern zwischen 5 Uhr morgens und Mitternacht mindestens ein Mal pro Stunde mit dem Öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) angefahren werden. Zum Thema "Mobil auf dem Land" diskutierten der Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Büchler und Landratskandidatin Martina Neubauer mit den Ortsverbandsmitgliedern in Pöcking.

Zwar ist das MVV-Gebiet in der Region laut Büchler relativ gut ausgebaut. Wie Neubauer aber hervorhob, gebe es im Landkreis noch zahlreiche Lücken im ÖPNV. Einige S-Bahnen und Busse fahren nach ihren Erfahrungen nur im 40-Minuten-Takt. Viele Zugänge an Bahnhöfen seien nicht barrierefrei. Auch das Verkehrsausschussmitglied Büchler sah dringenden Handlungsbedarf beim Ausbau sowie der Finanzierung des MVV-Systems. Seit dem Bau der S-Bahn im Jahr 1970 habe sich die Fahrgastzahl vervierfacht, die Technik indes sei gleichgeblieben, sagte er. Und die etwa 25 Milliarden Euro pro Jahr, die in Deutschland in "klimaschädliche Investitionen" wie Straßenbau oder Dienstwagen-Subventionen fließen, könne man für den Ausbau des Schienenverkehrs verwenden.

Den Pendlern könne der Umstieg vom Auto auf den ÖPNV erleichtert werden durch Senkung der Preise sowie durch ein verbessertes Angebot, etwa eine schnellere Vertaktung der S-Bahn mit Bus-Linien, Rufbussen, Sammeltaxis oder autonom fahrenden Kleinbussen. "Die Akzeptanz steigt, wenn der Bus etwa so schnell ist wie das Auto", gab sich Büchler überzeugt. Darüber hinaus müssten sich seiner Ansicht nach alle Verkehrsverbünde in Bayern zu einer einheitlichen Plattform und damit zu einer kompletten Reisekette zusammenschließen. Bike- und Car-Sharing sollten dabei eingebunden, an allen Haltestellen diebstahlsichere Fahrradständer angebracht und das Radwegenetz ausgebaut werden. Der Autoverkehr ließe sich verringern durch Mitfahrplattformen, so genannten "Ride-Pooling-Plattformen". Und die Mitfahr-App könnte kombiniert werden mit der MVV-App. Für sehr wichtig hielt Büchler auch die Stärkung der Ortskerne durch den Bau von Shared-Space-Zonen. Die Märkte im Außenbereich erzeugten Verkehr und müssten deshalb in die Ortschaften zurückverlagert werden.

Auch die Besucher hatten zahlreiche Verbesserungsvorschläge für die Region. Sie regten individuelle Lösungen wie "Shuttle-on-Demand-Busse" und Leih-E-Bikes an. Kritisiert wurden das komplizierte MVV-System und die hohen Preise. "Im ärmeren Ländern fahren die Leute fast umsonst", monierte eine Frau. Laut Büchler werden im München etwa 50 Prozent der Kosten auf den Fahrgast umgelegt, in Paris oder London sei das tatsächlich viel weniger. Allerdings seien MVV-Tickets immer noch viel billiger als das Auto.

Auf den Vorschlag eines Besuchers den ÖPNV kostenlos anzubieten und ihn über eine City-Maut oder höhere Parkgebühren zu finanzieren, reagierte Büchler vorsichtig. Zunächst müsse das MVV-Angebot ausgebaut werden, erst dann könnten die Ticketpreise gesenkt werden, sagte er. Mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung beim Ticketkauf oder der Streckenberechnungen per App sagte eine Besucherin, die ihr Alter mit 70 plus angab, es müsse Beratungen für den Umgang mit dem Smartphone für Senioren geben.

Neubauer gab dem ÖPNV trotz aller Mängel den Vorzug. "Beim Autofahren kann ich nichts tun, in der S-Bahn kann ich lesen oder arbeiten. Das ist ein Stück Lebensqualität."

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