Süddeutsche Zeitung

Kommunalwahl in Herrsching:Mit Musik wählt sich's besser

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Der neue Gemeinderat entscheidet sich für CSU-Rätin Christina Reich als Vize und Wolfgang Schneider von der SPD als Dritten Bürgermeister. Von den Grünen hat niemand Zeit für das Amt

Von Astrid Becker, Herrsching

Gute Laune schadet nie, schon gar nicht in einer konstituierenden Sitzung. Und Musik steigert sicher die Stimmung - zum Beispiel, wenn es darum geht, Wartezeiten bei der Wahl der Bürgermeister-Stellvertreter zu überbrücken. Wegen der Corona-Auflagen trat der Herrschinger Gemeinderat am Montag nicht wie sonst im Rathaussaal das erste Mal zusammen, sondern in der Nikolaushalle. Dem Ort, an dem der "Geilste Club der Welt", also die Bundesliga-Volleyballer des TSV Herrsching noch vor nicht allzulanger Zeit mit Sportpartys regelmäßig an die 1000 Zuschauer anlockte. Entsprechend gut ist die Halle technisch ausgestattet - und deshalb kam keine Langeweile auf, während die Räte zu den drei aufgestellten Urnen schritten, um dort für die Stellvertreter des wiedergewählten parteifreien Bürgermeisters Christian Schiller zu votieren. Zweite Bürgermeisterin wurde am Ende Christina Reich (CSU), ihr bisheriges Amt, das des dritten Stellvertreters, ging diesmal an Wolfgang Schneider (SPD).

Es war eine knappe Entscheidung, denn Reich setzte sich mit nur 13 zu zwölf Stimmen gegen Schneider durch, der sich ebenfalls um das Amt des Vize beworben hatte. Schneider hingegen wurde dann als einziger Kandidat von 21 der 25 Stimmberechtigten zum Dritten Bürgermeister bestellt. Schiller zeigte sich höchst zufrieden: "Ich freue mich sehr, dass es die Beiden geworden sind, mit Beiden kann man hervorragend zusammenarbeiten", sagte er. Dass ein solches Amt wie das des Dritten Rathauschefs ausgerechnet an die SPD ging, die mit drei Sitzen im Rat eine "immer kleiner werdende Fraktion" sei, wie Schneider es selbst nannte, ist, hat eher einen praktischen Grund: Die anderen Räte, etwa von den mit sieben Mandaten zweitstärksten Fraktion, den Grünen, sind eigenen Aussagen zufolge beruflich noch zu sehr eingespannt, um ein solches Amt zeitlich zu bewältigen. Der bisherige Vize von den Grünen, Hans-Jürgen Böckelmann, hatte sich nach zwölf Jahren nicht mehr darum beworben, er ist nun Ratsältester und durfte als solcher die Sitzung auch eröffnen.

Dafür haben die Grünen anderen Posten für sich reklamiert: etwa Fraktionssprecherin Anke Rasmussen den Vorsitz des Rechnungsprüfungsausschusses. Zudem wird ihre Fraktion diejenige sein, die mit sieben von insgesamt 21 die meisten "Themenbeauftragten" stellt - einem Posten, der mit den Referenten in anderen Gemeinden zu vergleichen ist. Der Sohn des Bürgermeisters, Valentin Schiller, der für die Grünen ein Mandat erringen konnte, wird sich dabei zum Beispiel um das Gebiet "Vereine/Sportvereine" kümmern, nachdem er "Jugend" einem anderem Sohn im Rat, Leo Gruber, überlassen hat, der wie seine Mutter Christiane nun für die Bürgergemeinschaft Herrsching (BGH) im Gemeinderat sitzt. Neben den Schillers und den Grubers gibt es aber auch noch die Darchingers, die nun zu zweit in dem Gremium sind: Wie bisher ist auch Ludwig Darchinger wieder für CSU dabei, sein Cousin Wolfgang hingegen neu für die Grünen.

Letzterer ist auch Mitglied des Bauausschusses - neben Michael Bischeltsrieder, Roland Lübeck und Thomas Bader von der CSU, Christoph Welsch von den Grünen, Christiane Gruber von der BGH, Wolfgang Schneider von der SPD und Johannes Puntsch von der FDP. Ihnen kommt in den nächsten Monaten eine besondere Entscheidungskompetenz zu - denn sie sollen die Befugnisse des Gemeinderats wegen der Pandemie und der Auflagen übernehmen. Allerdings geht es dabei nur um unverzichtbare, unaufschiebbare und politisch nicht relevante Dinge - auf Letzteres hatten wiederum die Grünen gedrängt ebenso wie auf eine zeitliche Befristung des Ganzen bis zum 30. September. Dafür entschied sich dann auch die Mehrheit des neuen Gremiums.

Über einen anderen Antrag der Grünen, die Zahl der Bauausschussmitglieder von acht auf zehn aufzustocken, wurde noch nicht befunden, ebenso wenig wie über einen Antrag der CSU, die Arbeit dieses Ausschusses anders zu strukturieren. Das soll in der nächsten und wahrscheinlich letzten Sitzung im großen Ratsgremium am 25. Mai auf der Tagesordnung stehen - neben dem Sparprogramm, zu dem sich Herrsching wegen der zu erwartenden geringeren Steuereinnahmen gezwungen sieht.

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SZ vom 13.05.2020
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