Kommunalwahl in Feldafing:Routinier kontra Neulinge

Garatshausen, Schloßcafé, BGM Kandidaten

Moderator Frank-Ulrich John (Mitte) befragt die Kandidaten Jakob Stellmark (links), Bernhard Sontheim, Matthias Schremser und Anton Maier.

(Foto: Georgine Treybal)

Die Bürgermeisterkandidaten diskutieren - Sontheim setzt auf Erfahrung

Von Christoph Koopmann, Feldafing

So viel Konkurrenz ist Bernhard Sontheim nicht gewohnt. Seit 18 Jahren ist er Bürgermeister in Feldafing und bei seinen erfolgreichen Kandidaturen 2002, 2008 und 2014 hatte er es bloß mit einem oder zwei weiteren Bewerbern zu tun. Nun treten drei Gegenkandidaten an. Doch Sontheim, 60, will seinen Platz verteidigen: "Hier sitze ich!", hat er auf einen Zettel geschrieben, der am Dienstagabend auf einem Tisch im Café der Garatshauser Schlossparkresidenz liegt. Soll sich die Konkurrenz halt woanders hinsetzen.

Der Kulturverein Garatshausen hat die Bürgermeisterkandidaten zu einer Diskussion eingeladen; neben Sontheim (Bürgergruppe Feldafing) auch Anton Maier (Grüne), Matthias Schremser (parteilos für die CSU) und Jakob Stillmark (SPD). Gekommen sind mehr als 50 Bürger aus der Gemeinde. Sie hatten zuvor Fragen an die Kandidaten eingereicht, zu vielfältigen Themen: Verkehr, Mobilfunknetz, Ortsaufwertung, Finanzen, Albers-Villa und Konversion des Bundeswehr-Geländes.

Der wahrscheinlich am häufigsten geäußerte Satz der vier Diskutanten: "Da stimme ich meinem Kollegen zu." Zum Beispiel, als Moderator Frank-Ulrich John die Frage stellt, ob es sinnvoll sei, eine Einnahmen-Ausgaben-Rechnung der Gemeinde je Ortsteil zu veröffentlichen. Schremser, Maier und Stillmark wiegeln ab. Und auch Sontheim meint, so etwas führe nur zu "Neiddiskussionen". Ebenso sind sich die Kandidaten einig, dass Garatshausen ein neuer Dorfplatz guttäte, ein Spielplatz sowieso, Verkehrsberuhigung auf der Ortsdurchfahrt eh, auch ein Parkverbot am Seeufer.

Doch zuweilen versuchen sich Sontheims Konkurrenten auch vom Amtsinhaber abzusetzen. SPD-Kandidat Stillmark, erst 25 und freischaffender Komponist, fordert, auf das umzuwandelnde Fernmeldeschul-Gelände vor allem Start-up-Gründer zu locken. Für sie möchte er dann autonom fahrende Busse einrichten. Sontheim hält das für "absurd", außerdem brauche die Gemeinde auch Handwerks- und Industriebetriebe, nicht nur Kreative.

Matthias Schremser, 32, wie Stillmark Neuling in der Kommunalpolitik, hält den umstrittenen Bau eines Mobilfunkmasten in Garatshausen für dringend nötig. Sontheim dagegen will abwarten, bis im Ort irgendwann einmal Einigkeit herrscht.

Der erfahrene Gemeinderat und Vize-Bürgermeister Anton Maier möchte unbedingt die Bedingungen für Radler und Fußgänger verbessern. Er moniert, der Bürgermeister habe den Gemeinderat nicht in Planungen eines Radwegs eingeweiht. "Mei, dann pass halt mal auf, wenn ich im Rat was sage!", fährt Sontheim dazwischen. Daraufhin versichert Maier, dass er im Falle seiner Wahl die anderen ausreden ließe. Solche Sticheleien gefallen dem Publikum.

Doch manche Frage von Bürgerseite ist zu kleinteilig für die Gegenkandidaten, die weit weniger Verwaltungserfahrung haben als Sontheim. Ab wie vielen Fußgänger-Querungen kann die Gemeinde einen Zebrastreifen über die Hauptstraße einrichten? Welche exakten Schritte müssen in der Planung für das Bundeswehr-Areal eingehalten werden? "Das können Sie ja gar nicht wissen", raunt Sontheim seinen Konkurrenten zu. Deshalb bietet er an, demnächst eine Ortsteilversammlung mit Interessierten abzuhalten. Da wird sein Platz sicher sein.

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