Kommunalwahl im Landkreis Starnberg:Schüler fragen, Politiker antworten

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Die Landratskandidaten Martina Neubauer und Stefan Frey besuchen die Tutzinger Realschule und stellen sich der Diskussion mit den Jugendlichen. Allen Gegensätzlichkeiten zum Trotz wirken sie wie ein eingespieltes Team

Von Sofie Henghuber, Tutzing

Wilde Zeiten müssen es gewesen sein, als Martina Neubauer (Grüne) Schülerin an der Tutzinger Realschule war. "Damals war das hier noch eine Mädchenschule und die Schulleitung achtete immer genau darauf, dass wir nicht zu viele Berührungspunkte mit den Jungs des angrenzenden Gymnasiums hatten", erzählt die 56-Jährige, "da musste man sich klug anstellen." Neubauer beschäftigte sich bereits im Alter von 14 Jahren mit Politik, "das lag aber hauptsächlich an unserem damaligen Ministerpräsidenten Strauß. Ich bin sogar mit ,Stoppt Strauß'-Plakette in die Schule gegangen und war mit 18 schon Teil der Friedens- und Antiatomkraftbewegung." Neben ihr steht Stefan Frey (CSU) und erzählt von einem ganz anderen Start in die Politik: "Meine Eltern sind beide sehr politisch, mein Vater war ja vor Karl Roth der Landrat in Starnberg. Daher wurde bei uns von klein auf am Küchentisch diskutiert", erzählt der 45-Jährige.

Die Landratskandidaten Neubauer und Frey sind am Mittwoch zu Gast in der Benedictus-Realschule in Tutzing. Den Schülern der 10. Klasse wird die Möglichkeit gegeben, mit den Politikern in den Dialog zu treten. Der Austausch mit Schülern ist für beide ein wichtiger Beitrag gegen Politikverdrossenheit und Radikalisierung. Schulleiterin Angela Richter sagt zu Beginn, "Demokratie lebt von der Teilnahme und dazu wollen wir mit dieser Aktion beitragen. Wir wollen die Politiker zu unseren Schülern vor Ort bringen."

Im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern der Benedictus-Realschule: die Landratskandidaten Stefan Frey und Martina Neubauer (Mitte). (Foto: Georgine Treybal)

Der Besuch ist Teil einer ganzen Veranstaltungsreihe der Freien Schulen unter dem Motto "Tür auf - Kommunalpolitiker schenken eine Unterrichtsstunde". Zu der Reihe wurden alle Landratsamtskandidaten geladen und einzelne Termine auf je einen Politiker verteilt. Neubauer ist aufgrund ihrer Verbundenheit zur Schule an diesem Tag zusätzlich zu Frey geladen. Viele Fragen der Jugendlichen beziehen sich auf Mobilität und Verkehr. Schnell wird klar, dass sich die meisten Schüler eine schnellere und stabilere öffentliche Anbindung wünschen. Zu Verspätungen bei der S-Bahn äußert Neubauer, "das Netz ist für 250 000 Personen gebaut, aktuell nutzen es weit mehr als eine Million." Auch Frey sieht hierbei Handlungsbedarf, obwohl man "mit dem Ausbau der zweiten Stammstrecke auf einem guten Weg" sei.

Besonders interessiert sind die Schüler an den Meinungen der Politiker zu Umwelt und Klimapolitik. Was macht Starnberg, um Kohlendioxid zu reduzieren, fragt ein Schüler. Ein anderer, wie sich Demokratie und Umweltschutz vereinen lassen. Frey sieht beim Klimaschutz besonders die Privathaushalte in der Pflicht. Diplomatisch versucht er, den Interessenskonflikt der eigenen Partei zwischen Klimaschutz und Steuerentlastung aufzuzeigen. Zum Thema Windkraft sagt er, "wir brauchen regenerative Energiegewinnung, aber wollen wir Windräder vor der eigenen Haustür?" Auf die Frage ins Publikum antwortet die Grüne mit einem lauten "Ja!", und einige Zuhörer nicken. Neubauer kommt bei den Jugendlichen gut an, vor allem mit ihrem Engagement für die Umwelt punktet sie. Schnell übernimmt sie sogar die Moderation der Veranstaltung. Gegen Ende bedankt sich Lehrerin Karin Zwick-Chwaszcza bei Neubauer für die Leitung des Vormittags.

(Foto: oh)

Frey und Neubauer harmonieren allerdings gut und decken sich in ihren Ansichten bei vielen Antworten. Fast könnte man den Anschein gewinnen, sie würden als Duo kandidieren. Die beiden ergänzen die Sätze des anderen, manche These des CSU-Politikers wirkt dabei sogar grüner als die der Grünen-Landratskandidatin. Im Anschluss an die Fragestunde bildet sich eine Traube von Schülern um die Gäste. Einer von ihnen ist der 15-jährige Johannes Stadlbauer. "Ich begeistere mich sehr für Politik und habe heute viel mitgenommen." Kritisch sehen die Schüler jedoch die ansonsten eher spärlichen Austauschmöglichkeiten mit den Politikern. Besuche an Schulen könnten ein Schritt in die richtige Richtung sein.

© SZ vom 30.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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