Kommunalwahl im Landkreis Starnberg:Herrschinger Wundertüte

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Wird auch von seiner Familie unterstützt: Bürgermeister Christian Schiller (hier mit Sohn Valentin). (Foto: Georgine Treybal)

Christian Schiller will zum dritten Mal Bürgermeister der Ammerseegemeinde werden. Von seinem Verein "Bürgermeister für alle" wird der Parteiunabhängige einstimmig nominiert - weil er "brennt" für die Kommune

Von Astrid Becker, Herrsching

Er tritt wieder an, "der Bürgermeister für alle". Unter diesem Motto hatte Christian Schiller 2008 die Wahl zum Rathauschef zum ersten Mal gewonnen und davor eigens für seine Kandidatur einen Verein gegründet, der genau diesen Namen führt. Nun will Schiller es zum dritten Mal wissen. Seine Vereinsmitglieder - von insgesamt 66 sind 47 im Andechser Hof zur Mitglieder- und Aufstellungsversammlung erschienen - haben ihn einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten für Herrsching gekürt.

Nur darum geht es an diesem Abend, nicht um eine Liste für den Gemeinderat. Und sehr schnell wird auch klar, dass niemand aus diesem Kreis auf die Idee kommen würde, sich als Gegenkandidat vorschlagen zu lassen. Der Grund dafür liegt auch im Zweck des Vereins, den Schiller für seine Kandidatur bereits 2007 auf die Beine gestellt hat. Dieser liegt darin, einen parteiunabhängigen Bürgermeister zu unterstützen. Schiller war damals der erste im ganzen Landkreis, der sich unabhängig von einer Partei oder Wählergruppe um das Amt des Bürgermeisters bemühte. Mittlerweile folgen diesem Vorbild mehrere, etwa Christel Muggenthal aus Wörthsee, die mittlerweile nicht mehr für die SPD in den Wahlkampf zieht, sondern mit ihrem eigenen Verein. Oder der Pressereferent des noch amtierenden Landrats Karl Roth, Stefan Diebl, der nun in Andechs als Parteifreier den Chefsessel im Rathaus erobern will.

Schiller war einst ebenfalls in einer Partei, genauer gesagt in der CSU, für die sogar im Gemeinderat saß. Wenn man ihn allerdings heute reden hört oder als Bürgermeister im Gemeinderat erlebt, ist eine Parteizugehörigkeit kaum mehr vorstellbar. "Ich brenne für diese Gemeinde", sagt er etwa kurz vor seiner erneuten Nominierung als Bürgermeisterkandidat für Herrsching - und ebenso stark, auch das wird klar, brennt Schiller für die Idee, weiterhin ideologiefrei und unabhängig dieses Amt ausfüllen zu wollen: "Ein wichtiges Pfund" nennt er das in seiner Bewerbungsrede, weil es ihm ermögliche, am Ratstisch und in der Verwaltung sachorientiert zu argumentieren und zu entscheiden.

Und das weiß sein Verein, der von anfangs acht Mitgliedern auf 66 angestiegen ist und Schillers Aussagen zufolge die zweitstärkste Kraft nach der CSU in Herrsching ist, offenbar zu schätzen. Viel erreicht worden sei seit 2008, meint der amtierende Bürgermeister: etwa die laufenden Investitionen in die Schulen, sei es in die bestehende Christian-Morgenstern-Schule und in das geplante Gymnasium im Mühlfeld, "das zu den modernsten Bayerns zählen wird". Oder in den Fachbereich Soziales, der neu eingerichtet ist im Rathaus, in die Jugendarbeit, im Vorhaben, notwendige Tages- und Kurzzeitpflegeplätze schaffen, die Kinderbetreuung auszubauen, den Sozialstandort an der Bahnhofstraße weiterzuentwickeln und auch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen - etwa mit dem Einheimischenmodell an der Breitbrunner Klosterwiese.

Unternehmerfreundlichkeit will sich Schiller zudem weiter auf die Fahne schreiben wie auch den Kampf für einen Klinikstandort in Herrsching - nach der geplanten Zusammenlegung des Chirurgischen Krankenhauses in Seefeld mit der Internistischen Schindlbeck-Klinik.

"Ihr wisst es", sagt er zu seinen Mitgliedern, "ich bin keine Wundertüte, aber auch nicht die Katze im Sack."

© SZ vom 06.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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