Bürgermeisterwahl in GautingEs wird mal wieder ein Mann

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Mit 19 in den Gemeinderat - „und es macht mir immer noch Spaß“, sagt Maximilian Platzer. Jetzt ist der erfahrene Kommunalpolitiker 37 Jahre alt und will Bürgermeister werden.
Mit 19 in den Gemeinderat - „und es macht mir immer noch Spaß“, sagt Maximilian Platzer. Jetzt ist der erfahrene Kommunalpolitiker 37 Jahre alt und will Bürgermeister werden. (Foto: Nila Thiel)

24 Jahre in Folge war das Rathaus in Gauting weiblich regiert. Nun werden vor allem Männer für die Nachfolge der altersbedingt ausscheidenden Brigitte Kössinger gehandelt. Deren CSU hat mit dem 37-jährigen Maximilian Platzer bereits offiziell einen Bürgermeisterkandidaten benannt.

Von Michael Berzl, Gauting

Ein Jahr vor der nächsten Kommunalwahl in Bayern ist in Gauting eine wichtige Personalie schon geklärt. Der 37-jährige CSU-Ortsvorsitzende Maximilian Platzer bewirbt sich als Bürgermeisterkandidat um die Nachfolge von Brigitte Kössinger (CSU). Das haben die Mitglieder des Ortsverbands bei einer öffentlichen Veranstaltung am Montagabend fast einstimmig beschlossen. Andere Parteien und Gruppierungen sind noch lange nicht so weit und müssen zum Teil erst klären, ob sie überhaupt jemanden ins Rennen schicken.

Solche Nominierungsversammlungen sind üblicherweise von Formalien geprägte Zusammenkünfte, an denen fast nur wahlberechtigte Mitglieder teilnehmen; das Nebenzimmer einer Gaststätte reicht da oft aus. Die CSU in Gauting mit 165 Mitgliedern im Ortsverband hat daraus ein öffentliches Ereignis im Kultursaal des Bosco gemacht. Im ganzen Ort wurde mit Plakaten dafür geworben. Darauf Ort und Uhrzeit, die Silhouetten von drei Personen und die Frage „Wer macht's?“. Als ob die Antwort in Fraktion und Ortsverband nicht längst geklärt gewesen wäre. Etwa 140 Besucher sind gekommen, um sich die Wahl mit erwartbarem Ausgang anzuschauen, darunter Gemeinderäte anderer Fraktionen und Vertreter der Rathausverwaltung; schließlich ging es auch darum, wer ihr neuer Chef werden könnte.

Bürgermeisterin Kössinger, die im Dezember 70 wird und nicht mehr zur Wahl antritt, hat den Bewerber um ihre Nachfolge selbst vorgeschlagen. Platzer ist Ortsvorsitzender der CSU und ist schon die dritte Amtsperiode im Gemeinderat. Im Alter von 15 Jahren sei er in die Junge Union eingetreten, sagte er in seiner Bewerbungsrede, als er zum ersten Mal für den Gemeinderat kandidierte, war er 19. „Und es macht mir immer noch Spaß“, sagte er. Platzer hat Politikwissenschaften studiert und arbeitet bei der Concilius AG, ein Unternehmen, das in Politik und Verwaltung die Interessen von Firmen vertritt, also Lobbyarbeit betreibt. Seit einem halben Jahr ist er Vater einer Tochter. Als seine politischen Schwerpunkte nennt er die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, die Ansiedlung neuer Gewerbeflächen und eine solide Finanzpolitik der Gemeinde. Zu seiner Motivation sagte er: „Weil mir Gauting am Herzen liegt.“

Einen Gegenkandidaten gab es nicht, nach nicht einmal einer Stunde war die Formalie erledigt. Von den 42 stimmberechtigten Parteimitgliedern stimmten 41 für Platzer; es gab eine Gegenstimme. Der Kandidat wurde mit Applaus gefeiert. Mit welcher Konkurrenz er es im Wahlkampf in den kommenden Monaten zu tun bekommen wird, darüber kann er bislang nur spekulieren.

Für die Grünen hätte es bei der vergangenen Kommunalwahl vor fünf Jahren schon fast geklappt, als die CSU-Bürgermeisterin Brigitte Kössinger gegen ihren Herausforderer Hans-Wilhelm Knape in die Stichwahl musste und nur sehr knapp mit 62 Stimmen Vorsprung ihr Amt verteidigte. Im Gemeinderat haben die Grünen sieben Sitze und bilden damit die zweitstärkste Fraktion. Klar, dass sie es wieder versuchen werden und einen eigenen Bewerber ins Rennen schicken. Ein Name, der in dem Zusammenhang oft genannt wird, wenn man sich in der Kommunalpolitik umhört, ist der des Fraktionssprechers Matthias Ilg. Auf die Frage nach einer möglichen Kandidatur sagt der 59-jährige Physiker aus Königswiesen, er wolle das nicht ausschließen. Im Amt des Gautinger Bürgermeisters sehe er eine „sehr spannende Aufgabe.“ Die Entscheidung müsse im Ortsverband aber erst noch getroffen werden, man sei „intensiv am Nachdenken und Planen“.

Brigitte Kössinger nach ihrem Sieg bei der Stichwahl vor fünf Jahren. Bei der nächsten Kommunalwahl tritt die Gautinger Bürgermeisterin nicht mehr an.
Brigitte Kössinger nach ihrem Sieg bei der Stichwahl vor fünf Jahren. Bei der nächsten Kommunalwahl tritt die Gautinger Bürgermeisterin nicht mehr an. (Foto: Nila Thiel)

Ähnlich klingt das bei der FDP. Infrage käme dort der Gemeinderat Markus Deschler, der in der Funktion des Dritten Bürgermeisters schon einige Erfahrungen als Repräsentant der Gemeinde sammeln konnte. Auf Nachfrage sagt der 41-Jährige: „Ich kann mir schon vorstellen, einen der drei Bürgermeisterposten zu übernehmen.“ Ob er tatsächlich für das Amt des Ersten Bürgermeisters kandidieren will, müsse er sich in den nächsten Wochen und Monaten noch gründlich überlegen. Bis zum Sommer solle Klarheit bestehen, ob die FDP in Gauting überhaupt mit einem eigenen Kandidaten antritt und wer das sein soll.

Ganz aussichtslos wäre eine Kandidatur eines FDP-Kandidaten Deschler sicher nicht. Das zeigt auch ein Blick in die Nachbargemeinde Krailling, wo der Liberale Rudolph Haux Chef im Rathaus ist. Deschler hat Betriebswirtschaft studiert und ist mittlerweile auch ein erfahrener Kommunalpolitiker. Bei Gemeinderatskollegen ist er bekannt für seine konzentrierte und ruhige Art sowie für konstruktive Beiträge in Debatten. Ein Thema bei seinen Überlegungen über eine eigene Kandidatur dürfte aber auch sein, dass gerade ein großes Grundstück aus dem Familienbesitz zum Gewerbegebiet umgewidmet werden soll. „Interessenkonflikte“, so Deschler, wolle er da unbedingt vermeiden.

Auch Harald Ruhbaum ist ein Kommunalpoltiker, dessen Name immer wieder als möglicher Kandidat genannt wird. Er ist Fraktionssprecher der Gruppierung „Miteinander Füreinander - 82131“, kurz „Mifü“ und firmiert als Vorsitzender des Gewerbeverbands „Zusammen für Gauting“ (ZfG). „Bei uns ist alles noch offen“, sagt Ruhbaum, „ob überhaupt und wenn, dann wer“. Bis zu den Sommerferien gebe es vielleicht mehr Klarheit. Genau so sieht das auch bei der SPD aus, sagte der Ortsvorsitzende Ingo Hugger.

„Ganz sicher nicht“, sagen die Unabhängigen

Die Gruppierung „Piratenpartei - Menschen für Gauting“ befindet sich ebenfalls noch in der Meinungsbildung. Es müsse noch geklärt werden, ob sie überhaupt einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken wollen und wer das im gegebenen Fall sein solle, erklärt Fraktionssprecher Stefan Berchtold. Sicher sei immerhin, dass alle drei Gemeinderäte wieder kandidieren wollen. Klarheit herrscht hingegen schon in der zweiköpfigen UBG-Fraktion. „Ganz sicher nicht“, beantwortet Gemeinderat Andreas Albath die Frage nach einer Bürgermeisterkandidatur der parteifreien Gruppierung.

Eines zeichnet sich jetzt schon ab: Nach vier Amtsperioden, also insgesamt 24 Jahren mit einer Frau an der Spitze der Gautinger Rathausverwaltung übernimmt im nächsten Jahr wohl ein Mann diesen Posten. Von 2002 an war Brigitte Servatius (SPD) zwölf Jahre Bürgermeisterin, ehe sie von Kössinger abgelöst wurde.

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