Kommunalwahl am Ammersee:Die Grünen im Aufwind, die SPD am Boden

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In Schondorf tritt Bürgermeister Alexander Herrmann wieder zur Wahl an, die übrigen Listen haben noch keine Kandidaten nominiert. Klar ist aber: Die Sozialdemokraten bringen keine Bewerberriege mehr zusammen

Von Armin Greune, Schondorf

Noch ist unklar, ob er mit einem Herausforderer rechnen muss, aber Alexander Herrmann ist auf jeden Fall bereit, das Schondorfer Rathaus auch von 2020 an weiter zu leiten. Die Grünen sind die erste Gruppierung im Ort, die einen Bürgermeisterkandidaten nominiert und bereits eine Gemeinderatsliste aufgestellt haben. Wie sehr sie sich im Aufwind fühlen, zeigt sich daran, dass sich alle sechs bisherigen Mandatsträger wieder zur Wahl stellen. Es taucht sogar noch ein Schondorfer Gemeinderat mehr auf der Liste auf, als die Grünen derzeit stellen: Michael Deininger, der noch bis zum März als Parteifreier für die SPD im Gremium sitzt, hat sich den Grünen angeschlossen.

Der Grund: Nachdem die langjährige Gemeinderätin Marlene Orban nicht mehr antritt, werden die Sozialdemokraten im kommenden März keine Kandidatenliste mehr zusammenbringen. "Mir hat das schon in der Seele weh getan", sagt das SPD-Urgestein, bis vor drei Jahren war Orban auch Vorsitzende der Schondorfer SPD. Ihr Ortsverein habe seit der Gebietsreform 1972 stets Vertreter in den Gemeinderat entsandt, sie selbst gehört ihm seit 1978 an. Doch 2020 werde sie ihren 80. Geburtstag feiern und deshalb Anfang des Jahres alle Ehrenämter abgeben. Für die Entscheidung Deiningers habe sie volles Verständnis. Orban und der Dießener Wassermeister waren die letzten beiden SPD-Vertreter im Schondorfer Gemeinderat, dem früher auch Deiningers Vater Hans als SPD-Mitglied angehörte. Es ist ein tiefer Fall für die Partei, die in Peter Wittmaack auch von 2006 bis 2014 den Rathauschef stellte.

Will's noch mal wissen: Alexander Herrmann, der zweite grüne Bürgermeister im Fünfseenland nach Josef Lutzenberger, stellt sich wieder zur Wahl. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sein Nachfolger aber ist entschlossen, sich wieder dem Bürgervotum zu stellen: "Ob es passt, was man gemacht hat, weiß man erst nach der zweiten Wahl", sagt Herrmann. Er erhielt vor fünf Jahren 53 Prozent der Stimmen in der Stichwahl und wurde so nach Josef Lutzenberger in Utting zweiter grüner Bürgermeister im Fünfseenland. Seine Liste eroberte fünf Mandate und zog so einschließlich des Bürgermeisters mit der CSU gleich.

Herrmann sieht in einer zweiten Amtsperiode die Chance, neue Impulse zu setzen - nachdem er in den vergangenen Jahren vor allem damit befasst war, "die ganz normalen Arbeiten zu erledigen, die der Vorgänger-Gemeinderat hinterlassen hat". Darunter war auch die immense Aufgabe, das künftige Wohngebiet im Prix-Gelände zu überplanen, das Schondorf mehr als 200 Neubürger bescheren wird: Nach fünf Jahren liege man nun "mit dem Bebauungsplan in den letzten Zügen, das hat einfach gedauert," sagt Herrmann. Und schließlich war auch ein Schuldenberg abzutragen, der zeitweilig bis auf sieben Millionen Euro angewachsen war.

Als vorrangige Ziele von 2020 an sieht er die Neugestaltung der Seeanlagen, die Entwicklung des Ortszentrums und den sozialen Wohnungsbau: Dabei müsse man vor allem "das Thema Wohnen im Alter angehen", bislang gebe es in Schondorf nicht einmal Betreutes Wohnen oder eine Senioren-WG. Herrmann beurteilt die bisherige Zusammenarbeit im Gemeinderat positiv: "Es hat im Großen und Ganzen gut miteinander funktioniert." Nur in zwei Fragen habe sich der Dissens als unüberwindbar herausgestellt: im Streit um Schondorfs Mitte, die im Gemeinderat ganz unterschiedlich verortet werde, und im Dauerkonflikt um die künftige Nutzung des Bahnhofsschuppens. 2014 hatte ein Bürgerentscheid eine ganz knappe Mehrheit für den Abriss des gemeindeeigenen Lagerhauses ergeben, obwohl sie unter Denkmalschutz steht. Seitdem liegt das Gebäude brach, inzwischen gibt es keine Möglichkeiten mehr, die Fläche alternativ zu nutzen - und dennoch sind Vorschläge, die Halle für einmalige Kunstevents freizugeben, zweimal am Patt des Gemeinderats gescheitert.

(Foto: oh)

Herrmann ist optimistisch, dass es 2020 nicht dabei bleibt: "Ich denke, dass man dann mit veränderten Mehrheiten noch einmal darauf schauen kann."

Bei der Nominierungsversammlung der Grünen erhielt der 54-Jährige Herrmann 13 Ja- und eine Neinstimme bei zwei Enthaltungen. Für die Gemeinderatsliste wurde strikt nach Frauenstatut vorgegangen, Fraktionschefin Helga Gall führt sie an.

1. Helga Gall, 2. Alexander Herrmann, 3. Stefanie Windhausen-Grellmann, 4. Rudi Hoffmann, 5. Anke Neudel*, 6. Marius Polter, 7. Sabine Pittroff, 8. Luzius Kloker*, 9. Magdalena Zitzmann*, 10. Michael Deininger*, 11. Cornelia Rödl*, 12. Tobias Widemann*, 13. Francesca Röschinger*, 14. David Bensmann*, 15. Christiane von Bechtolsheim, 16. Mirko Krabisch (*parteifreie Bewerber)

© SZ vom 30.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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