Kommunalpolitik in Wörthsee:Start ohne Turbulenzen

Der Gemeinderat bringt seine konstituierende Sitzung in gelöster Stimmung hinter sich. Stellvertretender Bürgermeister wird Josef Kraus

Von Christine Setzwein, Wörthsee

Der neue stellvertretende Bürgermeister von Wörthsee heißt Josef Kraus. In der konstituierenden Gemeinderatssitzung am Mittwochabend wurde der CSU-Mann mit elf Stimmen gewählt. Sein Gegenkandidat Florian Tyroller von den Grünen kam auf sechs Stimmen. Kraus freute sich riesig. "Mit so einem guten Ergebnis habe ich nicht gerechnet", sagte er.

Vorgeschlagen hatte den 61-Jährigen Philip Fleischmann, einer der neuen Gemeinderäte. Kraus habe Erfahrung, sei im Ort bestens vernetzt, und außerdem sei die CSU mit fünf Sitzen die stärkste Fraktion, der Vize-Bürgermeister stehe ihr zu. Kraus selbst sagte, er sei neugierig auf das Amt. Er sehe es als Bindeglied zwischen Verwaltung und Gemeinderat, und er wolle die Fraktionen zusammenbringen. Josef Kraus ist seit 2004 in der CSU. 2014 kandierte er für das Bürgermeisteramt, unterlag in der Stichwahl aber Christel Muggenthal, die damals für die SPD antrat. Kraus ist ausgebildeter Fernmeldetechniker und als Baubegleiter bei der Telekom beschäftigt. Seit 18 Jahren steht er als Kommandant an der Spitze der Freiwilligen Feuerwehr Steinebach-Auing, davor war er schon 14 Jahre deren Vize gewesen. Im Dezember läuft seine Amtszeit aus, er werde auch nicht mehr antreten als Kommandant, sagte er.

Die Grünen hatten bei der Kommunalwahl einen Sitz dazugewonnen und sind nun mit vier Vertretern die zweitstärkste Fraktion. Der Vize-Bürgermeister solle gut eingearbeitet sein und mit der Bürgermeisterin gut zusammenarbeiten können, begründete Tyroller seine Kandidatur. Wie Kraus war auch er schon die vergangenen sechs Jahre Gemeinderat. Sein Beruf als Lehrer sei mit dem Vize-Posten gut vereinbar, meint er. "Ich finde mich gut geeignet", sagte Tyroller. Die Mehrheit des Gemeinderats konnte er damit nicht überzeugen.

Sieben neue Gemeinderäte wurden von Bürgermeisterin Muggenthal vereidigt: Philip Fleischmann, Thomas Ruckdäschel und Carina Bedacht (alle CSU), Katharina Tyroller und Veronika Wihan (Grüne), Robert Wihan (Freie Wähler) und Benedikt Gritschneder (SPD). Die SPD hat nur noch einen Vertreter, Wörthsee-Aktiv (WA) und Freie Wähler jeweils drei. Der Gruppierung Wörthsee-Aktiv, die seit 2014 im Gemeinderat vertreten ist, fehlten nur etwa 30 Stimmen, sonst hätte sie einen vierten Sitz gewonnen, die Freien Wähler wären bei zwei geblieben. Sie hätte sich einen besseren Start für den neuen Gemeinderat gewünscht, sagte die Bürgermeisterin und meinte zunächst den provisorischen Sitzungsort in der kalten Grundschulaula, in der die Akustik sehr schlecht ist. Aber die Corona-Pandemie werde weitere Auswirkungen haben: auf die Kinderbetreuung, die Gastronomie, die ärztliche Versorgung, das Gewerbe und nicht zuletzt auch auf den Gemeindehaushalt. Muggenthal: "Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen."

Der Gemeinderat offensichtlich auch. Die Stimmung in dieser ersten Sitzung war gelöst, fast familiär. Es wurde gescherzt und gelacht. Die Mehrheit war sich einig, dass es auch künftig keinen Dritten Bürgermeister braucht, was die Grünen beantragt hatten. Die Geschäftsordnung bleibt vorerst, wie sie ist, bis die Verwaltung Änderungswünsche einarbeiten kann. Von den Ausschüssen wurden zunächst nur der Werkausschuss und der Rechnungsprüfungsausschuss besetzt - und auch die "Ein-Mann-Fraktion" Gritschneder bedacht. So treten ihm die Grünen einen Sitz im Werkausschuss ab, im Rechnungsprüfungsausschuss vertritt ihn Robert Wihan (FW). Den Vorsitz dort hat weiterhin Gerald Grobbel (Grüne).

Die Referentenposten werden erst in der Sitzung Ende Mai vergeben. Die Neuen wollen sich zunächst informieren, was auf sie zukomme. Außerdem sei es wichtig, sich erst einmal gegenseitig "zu beschnuppern", wie es Josef Kraus ausdrückte. "Ich möchte heute auch keine Kampfabstimmungen", sagte Muggenthal. Einigkeit bestand darin, dass Monika Ofer (WA) kommissarisch Referentin für Ortsentwicklung bleibt, weil zu diesem Thema demnächst eine Jury zusammenkommt.

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