Kommunalpolitik in Utting:Junges Team an der Rathausspitze

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Der Uttinger Vizebürgermeister Patrick Schneider (GAL) ist seit 18 Jahren Gemeinderat. (Foto: Nila Thiel)

Zum Stellvertreter des neuen Bürgermeisters Florian Hoffmann wählt der Gemeinderat den Grünen Patrick Schneider

Von Armin Greune, Utting

Reihenweise sind zuletzt im Fünfseenland die grünen Kandidaten im Bemühen gescheitert, wenigstens zu Stellvertretern der Rathauschefs gewählt zu werden. In Utting freilich herrscht eine ganz andere Ausgangslage: Zwölf Jahre lang war Josef Lutzenberger von der Grün-Alternativen Liste dort Bürgermeister; die Gruppe stellt nicht wie fast überall sonst die zweitstärkste, sondern die mit Abstand größte Fraktion im Gemeinderat. Aber nicht nur die sieben Vertreter der GAL unterstützen in der konstituierenden Sitzung bei der Vizebürgermeisterwahl ihren Kandidaten: Patrick Schneider erhielt in geheimer Wahl 13 von 17 Stimmen, zwei entfielen auf seinen Fraktionskollegen Peter Noll, eine auf Helmut Schiller (SPD), ein Stimmzettel lieb leer. Zum Dritten Bürgermeister wurde der dienstälteste Gemeinderat Schiller mit 15 Ja-Stimmen gewählt.

Der Diplom-Ingenieur Schneider passt mit seinen 37 Jahren altersmäßig bestens zum neuen Rathauschef: Florian Hoffmann, der als Kandidat von Ländlichen Wählern und CSU/Bürgerliste die GAL-Bewerberin Renate Standfest knapp hinter sich ließ, ist 36. Und was dem einen Jahr jüngeren, ledigen Ersten Bürgermeister an Familienlebens- und Sitzungserfahrung abgeht, bringt der zweite gleich vielfach mit: Schneider hat drei Kinder und konnte im Gemeinderat gerade "endlich Volljährigkeit" feiern, er ist also seit dem 19. Lebensjahr dabei. Hoffmann gehörte dem Gremium von 2014 bis 2017 an, bis er eine Mitarbeiterstelle im Uttinger Rathaus antrat und schweren Herzens sein ehrenamtliches Mandat niederlegen musste.

Nun musste er seine erste Sitzung nach der dreijährigen Pause gleich leiten - und das unter besonderen Umständen in einer Turnhalle. Ein bisschen Aufregung war Hoffmann bei manchem Versprecher schon anzumerken. Doch auffälliger war, dass die Sitzung vom Wunsch nach Einigkeit getragen war. Das Ringen nach einvernehmlichen Lösungen zeigte sich auch bei der einzigen kontroversen Debatte, die sich um einen zusätzlichen Ausschusssitz für die Grünen entspann. Bislang waren die Gremien mit sechs Gemeinderäten besetzt: GAL und CSU/BL entsandten je zwei, SPD und LWG je einen. Bei der Kommunalwahl gewann die GAL ein Mandat zu Lasten der CSU/BL hinzu, Standfest fand deshalb, die Aufteilung in den Ausschüssen gebe nicht mehr den Wählerwillen wieder. Zwischen Stimmenanteil der Grünen (41,8 Prozent) und Ausschussvertretung lägen 8,5 Prozentpunkte, während die übrigen Gruppen in den Ausschüssen um 1,5 bis 3,6 Prozentpunkte überrepräsentiert seien.

Wären aber die Gremien mit je sieben Personen besetzt und darunter drei Vertreter der Grünen, lägen die Abweichungen vom Wählervotum für alle Gruppierungen nur noch im Bereich von einem Prozentpunkt, rechnete Standfest vor. Ihre Bitte nach der Erweiterung der Ausschüsse fand bei den übrigen Fraktionen zunächst kein Verständnis. Ralf Stief (CSU) meinte, die Gremien wären ja nur beratend und fassten keine Beschlüsse. Dies trifft zwar auf Finanz-, Bau und Rechnungsprüfungsausschuss zu, nicht aber auf den Sonderausschuss, der in Zeiten des Shutdowns den Gemeinderat ersetzt. So kam man überein, den "Corona-Ausschuss" und den beschließenden Verwaltungsrat des kommunalen Wohnbauunternehmens mit sieben Personen zu besetzen. Diesem Kompromiss stimmten alle zu - bis auf die beiden SPD-Vertreter.

© SZ vom 18.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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