Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Zur Nachahmung empfohlen

Es gibt Pilotprojekte, die zu Recht Pilotprojekte bleiben. Das Starnberger Windkraft-Modell gehört nicht dazu. Denn der Landkreis macht vor, wie sich Windräder mit Sinn und Verstand platzieren lassen.

Sabine Bader

Jetzt stehen sie also fest, die Flächen im Landkreis Starnberg, auf denen es künftig möglich sein soll, Windräder aufzustellen. Von den 14 Kommunen im Fünfseenland können immerhin elf einen oder mehrere Standorte vorweisen. Wahrscheinlich werden sich einige davon im Laufe des Verfahrens noch als untauglich erweisen - etwa, weil es dort bedrohte Tierarten gibt, einen Flugkorridor oder schlicht zu wenig Wind. Am Ende des Tages werden dann ein paar Standorte im Landkreis übrig bleiben, auf denen man tatsächlich Windkraftanlagen baut. Und das ist gut und richtig so. Bekanntlich sind nicht alle Pilotprojekte zur Nachahmung geeignet. Dieses aber ist es. Und die anderen Landkreise in der Region wären gut beraten, sich den neuen Starnberger Flächennutzungsplan genau anzusehen. Soll es mit seiner Hilfe doch möglich sein, die Windenergie zwar zu fördern, es aber nicht dem Zufall oder vielmehr möglichen Investoren zu überlassen, wo genau die Anlagen gebaut werden. Kurz gesagt: Die Starnberger wagen den Spagat zwischen einem Ja zur Energiewende und einen Nein zum landschaftlichen Wildwuchs. Denn sie wollen eben nicht, dass sich die vom Gesetzgeber privilegierten Anlagen bald überall im Außenbereich munter drehen - etwa auch auf der Ilkahöhe. Und noch etwas machen die Starnberger Kommunen mit ihrer Gemeinschaftsplanung ganz nebenbei: Sie schützt Bürger und Nachbarn weit besser, als es der Gesetzgeber tut. Denn dieser sieht bei Windrädern mit einer Gesamthöhe von 200 Metern lediglich einen Abstand von 600 Metern zu den nächsten Wohnhäusern vor, während es im Kreis Starnberg künftig mindestens 1000 Meter sein werden. So gesehen, wären die Bürger auch ziemlich schlecht beraten, gerichtlich gegen die Planung des Landkreises vorzugehen: Würden die Windräder dann doch näher an sie heranrücken.

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Quelle:
SZ vom 04.11.2011
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