Kommentar zur Kommunalwahl:Keine Experimente

Die Wähler im Landkreis setzen in schwierigen Zeiten auf Bewährtes. Den Grünen trauen sie Naturschutz zu, das Regieren aber noch nicht

Von Christine Setzwein

Vieles wurde geunkt im Vorfeld der Kommunalwahlen. Die Wahlbeteiligung werde sinken, hieß es, weil das Interesse an Politik sinke und die Angst vor dem Coronavirus die Leute fernhalte von den Urnen. In Kommunen, in denen mehr als drei Bürgermeisterkandidaten antreten, gebe es ganz sicher Stichwahlen, hieß es. Und die Grünen würden ganz stark abschneiden, hieß es auch.

Zumindest letzteres bewahrheitete sich auch im Landkreis Starnberg. Im Kreistag, im Stadtrat und in den Gemeinderäten legte die Ökopartei enorm zu, verdoppelte oft sogar das Ergebnis von vor sechs Jahren. Das Fünfseenland ist schön und soll es bleiben. Den wichtigen Klima- und Naturschutz trauen die Wähler den Grünen zu, das richtige Regieren offensichtlich noch nicht. Die Grünen-Bürgermeisterkandidaten blieben - mit Ausnahme von Seefeld - hinter ihren Erwartungen zurück.

In schwierigen Zeiten halten es die Menschen mit dem, was sie haben. Sie vertrauen den Bürgermeistern, die sich in den vergangenen Jahren um das Gemeinwohl gekümmert haben, denen die Gemeinde wichtig ist, die sachlich agieren und sich nicht in persönliche Animositäten und Streitereien verlieren, wie es in Starnberg der Fall war. Darum schafften die meisten Amtsinhaber trotz vieler Konkurrenten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit und die Starnbergerin eben nicht. Und darum sitzt auch die CSU wieder einigermaßen im Sattel.

Die Parteifreien schneiden bei Kommunalwahlen traditionsgemäß gut ab, der Niedergang der SPD setzt sich trotz engagiertem Wahlkampf auch bei dieser Wahl fort, und selbst die FDP wird im liberalen Starnberg immer bedeutungsloser. Die AfD ist es. Mit Desinteresse und völliger Unkenntnis der Kommunalpolitik lockt man keine Wähler, mit Pöbeln auch nicht. Das ist gut so.

Ihr Wahlrecht lassen sich die Menschen im Fünfseenland nicht nehmen, auch nicht von einem Coronavirus. Nur in Gilching, Starnberg und Tutzing lag die Wahlbeteiligung unter 60 Prozent. In Weßling und Wörthsee war sie höher als 70 Prozent. Das ist Demokratieverständnis der besten Art. Und das lässt hoffen für die Stichwahlen am 29. März. Theoretisch könnte es eine Wahlbeteiligung von 100 Prozent geben, da jeder Wahlberechtigte wegen der Coronavirus-Krise die Briefwahlunterlagen automatisch zugeschickt bekommt.

Aber das wäre dann doch zu viel geunkt.

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