Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Zu hohe Fluktuation

Mit Solveig Groß verlässt in dieser Legislaturperiode der fünfte Vertreter den Andechser Gemeinderat. Der Wille des Wählers ist damit kaum noch repräsentiert

Von Ute Pröttel

Es ist die fünfte Gemeinderatsrochade in dieser Legislaturperiode. Mit Solveig Groß verlässt erneut ein SPD-Gemeinderat das Andechser Gremium. Seit der Kommunalwahl im März 2014 haben Thomas Schaumberger (CSU), Stefan Müller und Walther Galli (beide Bündnis 90/Grüne) sowie Karl Strauß (SPD) den Gemeinderat verlassen. Die Mandatsträger müssen mittlerweile nicht einmal mehr Gründe für ihren Rückzug aus der Kommunalpolitik angeben. Dennoch stellt sich die Frage, ob bei einer derart hohen Fluktuation der Wählerwille noch gewahrt ist.

Ohne Frage ist das ehrenamtliche Mandat mit viel Aufwand verbunden, doch die Bürger einer Gemeinde geben den Kandidaten ja sehr bewusst ihre Stimme. Nicht selten werden Kandidaten von den hinteren Plätzen ganz nach vorne gewählt. Warum? Weil sie das Vertrauen ihrer Mitbürger erworben haben und diese von ihnen und niemand anderem vertreten werden wollen. Wer sich also nicht in der Lage sieht, sein Mandat eine gesamte Legislaturperiode durchzuhalten mit allen angenehmen und unangenehmen Entscheidungen, die zu treffen sind, der sollte sich doch lieber erst gar nicht aufstellen lassen.

Mit der Gynäkologin Solveig Groß verliert der Andechser Rat eine streitbare Akademikerin, die mitten im Leben steht. Gerade ihre Sichtweise wäre auch in Zukunft wichtig gewesen. Für sie kehrt Kurt Peter Eberl, der Vorsitzende der Andechser SPD, in den Gemeinderat zurück. Vermutlich muss er nicht einmal vereidigt werden, denn seinen Amtseid hat er schon vor langer Zeit geschworen: Er saß bis 2008 bereits 18 Jahre lang in dem Gremium.

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Quelle:
SZ vom 24.02.2017
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