Kommentar:Sportangebot hat seinen Preis

Die schönste Nebensache der Welt darf nicht kaputt gespart werden

Von Peter Haacke

Sport gilt zu Recht als eine der schönsten Nebensachen der Welt. Er ist identitätsbildend, gesundheitsfördernd, integrativ und erfüllt im günstigen Fall auch eine wichtige Funktion als sozialer Kitt in einer Gesellschaft, die immer mehr auseinander zu driften scheint. Hier werden im Idealfall elementare Werte vermittelt, die kaum mehr in einem Lehrplan zu finden sind: Pünktlichkeit, Verlässlichkeit, Fairness, Disziplin, Respekt, Kameradschaft, Hilfsbereitschaft und Toleranz. Hier lernen Jugendliche, dass es allem wettkämpferischen Ehrgeiz zum Trotz nicht nur strahlende Sieger, sondern stets auch Verlierer gibt. Hier werden Freundschaften geschlossen, die bis ins hohe Alter halten, hier finden Neulinge Anschluss. Nicht umsonst wissen Politiker aller Couleur die Werte und die ungeheure Strahlkraft des Sports zu schätzen.

Das alles hat jedoch seinen Preis und erfordert professionelles Engagement. Gralshüter der organisierten Leibesertüchtigung sind in Deutschland seit jeher die Sportvereine, die auch im Fünfseenland ein beeindruckendes Spektrum an Disziplinen bieten. Doch im Gegensatz zu jenen seligen Zeiten, in denen es weder Internet noch Smartphones gab, müssen Betreuer, Eltern oder Kümmerer rund um den Sportbetrieb hart umworben werden. Gleichzeitig wachsen die Anforderungen an Verantwortliche im Vereinsvorstand, die allesamt ehrenamtlich tätig sind: Mitgliederverwaltung, Übungsleiterlizenzen, Weiterbildung, Versicherungsvorschriften, Liegenschaften, Nebenkostenabrechnungen oder Zuschussanträge beanspruchen zuweilen mehr Aufwand als der Sportbetrieb. Zumal der Verein immer mehr als Dienstleister betrachtet wird: Tür auf, Kind raus, "... und in zwei Stunden holen wir dich wieder ab ..."

Da ist es nur konsequent, dass die Sportvereine zunehmend auf geschultes Fachpersonal setzen und dafür auch angemessene Preise für das Management ihrer vielfältigen Leistungen verlangen müssen. Umsonst macht kaum mehr einer was, und die Ansprüche der Mitglieder vor allem im Breitensport steigen. Vereine, die das ignorieren und unverdrossen weiterhin ausschließlich aufs Ehrenamt setzen, haben schlechte Perspektiven. Spart aber die Politik am Sport, wird die Gesellschaft dafür am Ende einen noch höheren Preis zahlen.

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