Kommentar:Spielverderber Kössinger

Ein langjähriges CSU-Mitglied kritisiert die Kreisvorsitzende. Ein gelungener Wahlkampfauftakt schaut anders aus

Von Wolfgang Prochaska

Die gute alte Weisheit von erfahrenen Politikern lautet: Wer vor der Wahl streitet, wird anschließend vom Wähler abgestraft. Bei der Versammlung des Starnberger CSU-Kreisverbands in Andechs hielten sich fast alle Delegierten an diese Regel. Und wäre nicht Winfried Kössinger zum Mikrofon geschritten, wäre dieser Abend ein wunderbarer Wahlkampfauftakt gewesen. Vorher hatte die CSU-Vorsitzende Stefanie von Winning nur Gutes berichten können, mehr Mitglieder, mehr Engagement und die Politik von Landrat Karl Roth gelobt. Wie ein Spielverderber wirkte da Kössinger, der seit mehr als 40 Jahren CSU-Mitglied ist. Der Mann der Gautinger Bürgermeisterin legte seinen Finger in eine anscheinend immer noch nicht verheilte Wunde: in die Nichtwahl des Gautinger Jungpolitikers Stephan Ebner, der als Bundestagsbewerber bei der Nominierungsversammlung im vergangenen Herbst durchgefallen war. Die Schuld schob Kössinger der Kreisvorsitzenden Winning zu. Sein Vorwurf: Man habe gegenüber Ebner gewisse Vorbehalte nicht offen kommuniziert und ihn sozusagen ins Messer laufen lassen.

Nun kann man Winning manches aus Sicht der CSU vorwerfen, aber nicht das. Denn Winning hat sich zusammen mit ihrem Vorstand bewusst für ein offenes und transparentes Auswahlverfahren entschieden und ihre Leute frei entscheiden lassen, ob sie Ebner unterstützen wollen oder nicht - und damit ein deutliches Zeichen für innerparteiliche Demokratie gesetzt. Dass Kössinger mitten im Wahlkampf noch einmal nachtritt, ist nicht nur kein guter Stil, sondern beschädigt auch CSU-Bundestagskandidat Michael Kießling, für den es ohnehin schon ein unerfreulicher Abend war.

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