Kommentar:Probleme nur verdrängt

Anwohner am Weßlinger See leiden darunter, dass vor allem im Sommer abends laut und lange am Ufer gefeiert wird - weshalb der Gemeinderat ein Alkoholverbot diskutiert. Das aber träfe die Falschen

Von Carolin Fries

Es gibt kaum Schöneres, als draußen zu feiern. Jeder, der einen heißen Tag an Ammersee oder Weßlinger See einmal mit einem Gläschen verabschiedet hat, weiß um die Schönheit dieser Flecken Natur. Andererseits: Es gibt kaum Lästigeres als jeden Abend lärmende Feiernde vor dem Haus, die am Ende auch noch ihren Müll liegen lassen. Insofern sind die Anwohner des Weßlinger Sees, die sich nun Hilfe suchend an die Gemeinde gewandt haben zu verstehen. Und dennoch: Ein generelles Alkoholverbot wäre hier fehl am Platz.

Denn das Problem würde nicht gelöst, sondern nur verlagert, wenn überhaupt. Es wäre nicht das erste Mal, dass Jugendliche sich erst an unschicken Park- oder Spielplätzen volllaufen lassen, um dann ins Zentrum oder eben den Treffpunkt am See zu ziehen, um gemeinsam zu feiern. Um das zu verhindern, müsste die Gemeinde schon ein Aufenthaltsverbot erlassen und den See komplett sperren - undenkbar. Nein, ein Alkoholverbot würde vor allem jene bestrafen, die friedlich und genussvoll konsumieren - oder aber sich das Bier beim Strandwirt nicht leisten können. Vor allem aber ginge ein Stück Freiheit verloren, das es ohnehin kaum noch gibt. Denn Feiern unter freiem Himmel ist so lukrativ, dass es vielerorts längst fest in den Händen von Event- und Tourismusagenturen ist. Das ist traurig genug.

Den geplagten See-Anwohnern brächte wohl eher ein Sicherheitsdienst Entlastung, der bei Ruhestörungen und Sachbeschädigungen Personalien aufnimmt. Die entsprechenden Herrschaften könnte man dann einmal ins Rathaus einladen.

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