Kommentar:Mutige Entscheidung

Wörthsee bremst Investoren aus und nimmt die Ortsgestaltung in die eigenen Hände

Von Christine Setzwein

Nach dem "Augustiner am See" jetzt also auch der "Kirchenwirt". Sind die Wörthseer Gemeinderäte von allen guten Geistern verlassen? Hat die Kommune zu viel Geld, dass sie sich eine zweite Gaststätte zulegt? Nein, bestimmt nicht, aber die finanzielle Lage ist auch nicht so schlecht, dass der Kauf des Raabe-Areals in der Steinebacher Ortsmitte scheitern könnte. Das Geld spielt in diesem Fall nur eine untergeordnete Rolle. Die Gemeinderäte haben erkannt, was auf dem Spiel steht. Sie wollen nicht zulassen, dass wieder ein prägnantes Gebäude aus dem Ortsbild verschwindet, dass wieder ein Ortsteil ohne Wirtshaus bleibt, wie es schon in Wachstadt der Fall ist.

Die Wörthseer wollen das Feld nicht länger Investoren überlassen, die - bei allem Verständnis für ihre Gewinnabsichten - das meiste aus einem Grundstück herausholen und aus einer Dorfmitte ein Ortszentrum machen wollen. Die Versprechungen, das mehr als 100 Jahre alte Raabe-Haus samt Wirtschaft gegenüber der alten Dorfkirche erhalten zu wollen, waren auch zu vage. Und dass die Investoren überhaupt keine Zahlen über die Baumasse vorlegen wollten, machte die Gemeinderäte noch misstrauischer.

Das Vorkaufsrecht kann unter anderem angewendet werden, wenn es dem Wohl der Allgemeinheit dient. Ein Dorfwirtshaus als Treffpunkt, ein, zwei kleine Geschäfte und bezahlbare Wohnungen sind unbestritten Teil dieses Wohls. In Steinebach soll wieder eine lebendige Mitte entstehen, nachdem in den vergangenen Jahrzehnten ein Laden nach dem anderen geschlossen hat. Das sehen auch die Bürger so, die am Dienstagabend ausgeharrt haben und dem einstimmigen Beschluss des Gemeinderats applaudierten. Den Worten müssen jetzt so schnell wie möglich Taten folgen. Abwarten und das Projekt totreden, wäre das Schlimmste, was dieser mutigen Entscheidung passieren könnte.

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