Kommentar:Mehr als nur Sympathie

Wenn die Kraillinger an diesem Sonntag einen neuen Rathauschef wählen, entscheiden sie auch über die Machtverhältnisse im Gemeinderat

Von Carolin Fries

Bürgermeisterwahlen sind Persönlichkeitswahlen im ursprünglichen Sinn. Es geht weniger um die Parteizugehörigkeit der Kandidaten als um ihre Person. In Krailling ist dies am Sonntag umso mehr der Fall, da sich die Positionen von Adrienne Akontz (Grüne), Rudolph Haux (FDP) und Henrik Jörgens (CSU) inhaltlich kaum unterscheiden. Sie alle wollen ihr Hauptaugenmerk zunächst auf die Sanierung der Grundschule richten und die Neugestaltung der Ortsmitte hintanstellen. Sie alle wollen ein Konzept, das den innerörtlichen Verkehr beruhigt, ihn bestenfalls sogar reduziert. Sie alle sprechen sich für eine bessere Kommunikation mit den Bürgern aus und den Erhalt der "grünen Lungen" Kraillings, dem Osthang und der Sanatoriumswiese.

Und doch geht es für die Kraillinger um mehr als nur um Sympathien. So ist die entscheidende Frage, welchen Politikstil die Kraillinger für ihren Ort wählen. In den vergangenen Jahren waren die Machtverhältnisse im Gemeinderat derart gelagert, dass die CSU-Fraktion mit den Stimmen der Bürgermeisterinnen Christine Borst (CSU) und Karin Wolf (UWK) immer die Mehrheit hatte - eine Stimme mehr hatte als die verbleibenden vier Fraktionen zusammen. Selbstverständlich hatte sich Christine Borst als Rathauschefin stets um große Mehrheiten bemüht - doch im Zweifel gab es eben Kampfabstimmungen. So blieben die Ideen von Grünen, SPD, FBK oder FDP oftmals liegen, wie zuletzt etwa die Einrichtung eines Seniorenbeirats.

Klar ist: Henrik Jörgens dürfte sich im Amt auf die Rückendeckung seiner starken CSU-Fraktion verlassen können. Adrienne Akontz und Rudolph Haux indes müssten als Rathauschefs einer Minderheiten-Fraktion im Gremium viel stärker um die fraktionsübergreifende Zustimmung werben. Die seit Jahrzehnten verhärteten Fronten könnten dadurch aufbrechen.

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