Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Mediatoren statt Verbote

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Mehr Sicherheitskräfte und ein Alkoholverbot mögen mehr Ordnung bringen. Aber es entstehen dadurch neue Konflikte

Von Wolfgang Prochaska

Kunst im öffentlichen Raum stößt nicht immer auf Gegenliebe. Für manche Künstler ist ein Park oder ein Kreisel auch ein Forum, um zu provozieren oder zumindest um zum Nachdenken anzuregen. Das kann durchaus auch schief gehen, aber das muss Kunst auch leisten dürfen. Man denke nur an den Berger Kreisel mit seiner verrosteten Krone oder an die Skulpturen am Weßlinger See, die für manchem Spaziergänger zu offenherzig waren. Die Figur wurde daraufhin etwas versetzt und sozusagen den Blicken der Spaziergänger entzogen.

Die Probleme im Herrschinger Kurpark haben aber überhaupt nichts mit Kunstverständnis zu tun. Viel mehr sind die dortigen Skulpturen nur das weitere Ziel, um der meist alkoholbedingten Lust an der Zerstörung nachgehen zu können. Es sind ja nicht nur Kunstwerke beschädigt worden, sondern auch Bänke und Toiletten. Im Grunde geht es nur um Randale, die man möglichst in einem anonymen Umfeld ausleben will. Das kennt man von den Fußballspielen, das sieht man in den S-Bahnen und in den Zügen oder auf vielen anderen öffentlichen Plätzen. Es ist kein neues Phänomen, viele Städte, viele Einrichtungen klagen über Vandalismus - es ist nur mit bislang unbekannter Heftigkeit am Ammersee angekommen und dort auch virulent geworden. Am Starnberger See setzt das Landratsamt Starnberg für das Erholungsgebiet Percha seit vielen Jahren sehr erfolgreich einen Sicherheitsdienst in den Sommermonaten ein.

Die Gemeinde Herrsching wird deshalb nicht umhin kommen, im Kurpark und an der Seepromenade mehr Ordnungsleute zu engagieren, die nach dem Rechten sehen. Ein Alkoholverbot von 20 Uhr an einzuführen, mag hilfreich sein, ob es sich durchsetzen lässt, ist eine andere Frage. Zudem birgt es neues Konfliktpotenzial. Besser wäre es, so wie am Gärtnerplatz in München, Mediatoren einzusetzen, die deeskalieren.

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Quelle:
SZ vom 19.06.2015
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