Kommentar :Krisenmanager gefragt

Bislang war Starnberger Landrat ein Traumjob. Doch seit Corona ist alles anders - denn die Konsequenzen für den Landkreis werden gravierend sein

Von Michael Berzl

Landrat in Starnberg, was für ein Traumjob. Ein Büro mit Blick auf den See und die Berge, das politisch höchste Amt in einer wunderschönen Gegend und ein Schuldenstand von derzeit noch Null. Stefan Frey kann sich glücklich schätzen, denn er hat es geschafft und sich im zweiten Wahlgang gegen Martina Neubauer von den Grünen durchgesetzt. Der 44-jährige Jurist wird neuer Starnberger Landrat und tritt im Mai die Nachfolge von Karl Roth an.

Doch zu beneiden ist er nicht. Jetzt nicht mehr. Nicht in der Situation, die er im schönen Fünfseenland vorfinden wird, wenn er das Büro mit Blick auf den Starnberger See beziehen wird. Schulen bauen, Kooperationen von Krankenhäusern knüpfen und ein paar Gewerbegebiete, für die Gemeinden die Zustimmung des Kreises brauchen: Das war bis vor ein paar Wochen die Agenda. Das größte absehbare Problem war ein Schuldenstand, der wegen teurer, aber notwendiger Vorhaben in den kommenden Jahren auf weit über hundert Millionen Euro steigt. Doch das dürfte sich bald als das kleinste Problem erweisen. Seit Corona ist alles anders, auch in der Kreispolitik.

Krisenmanagement wird im Mittelpunkt stehen. Erschwerend kommt hinzu: Die Krise durch Corona spielt sich in besonders hohem Maße auf Kreisebene ab. Das zeigt sich jetzt schon im Gesundheitswesen, wo sich Krankenhäuser auf den Ansturm von Patienten vorbereiten müssen. Das wird sich noch zeigen, wenn in Folge des Rückgangs der Wirtschaft Gewerbesteuerzahlungen an die Gemeinden und damit Umlagen an den Kreis ausbleiben. Da kann es sein, dass Vorhaben gar nicht zu realisieren sind, die bisher geplant waren. Auch die Gewerbegebiete bei Gauting und Starnberg könnten mehr denn je infrage stehen. Der Kreis steht vor ganz neuen Problemen. Stefan Frey dürfte es sich anders vorgestellt haben, wie es ist, Starnberger Landrat zu sein.

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