Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Jetzt sind die Bürger gefragt

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Krailling will Windräder auf seiner Flur aufstellen, doch ohne die Einwohner der Gemeinde läuft nichts

Von Carolin Fries

Mit einer Mischung aus Stolz und Erstaunen haben die Starnberger auf die vier Windräder in Berg geblickt, als diese 2015 in Betrieb gingen. In den vergangenen Jahren aber trübte immer mehr die Sorge den Blick, ob es das gewesen sein soll. Wo blieben die nächsten Windkraftanlagen, welche Gemeinde würde nachziehen? Umso ernüchternder ist die Bilanz sechs Jahre später: Nichts ist passiert, Rotorblätter drehen sich nach wie vor nur in Berg. Der Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtenergieverbrauch im Landkreis liegt noch immer bei nur etwa elf Prozent. Beim Stromverbrauch sind es magere 15 Prozent, womit der Landkreis deutlich unter dem bundesweiten Schnitt von 42 Prozent bleibt.

Umso erfreulicher ist der Vorstoß der Gemeinde Krailling, die auf ihren Flächen nun mögliche Standorte ermittelt hat und zur Diskussion stellt. Die Voruntersuchung ist zwar unverbindlich, deshalb aber - davon ist auszugehen - nicht unumstritten. In den unberührten Wiesen und Wäldern liegen schließlich die letzten Biotope, dorthin haben sich seltene Arten zurückgezogen. Andererseits: Wo, wenn nicht im Unterholz an der Autobahn, ist im dicht besiedelten Münchner Umland Platz für Windräder? Ohne weitere Windenergieanlagen, so viel ist klar, wird der Kreis sein Energiewendeziel nicht erreichen können.

Doch die Wahrheit ist auch: Es sind nicht Kreis und Gemeinden, die die Energiewende stemmen. Es sind letztlich die Bürger, die Standorte für Windräder und Solarparks akzeptieren müssen und wie in Krailling geplant dann auch Geld in Betreiber-Genossenschaften investieren. Weil sie mit Stolz auf ihren Landkreis blicken wollen, der nicht nur von der Energiewende träumt, sondern diese wahr werden lässt.

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SZ vom 25.03.2021
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