Süddeutsche Zeitung

Kommentar:Halten und Fördern

Neues Gewerbe anzulocken, bringt eine Menge Probleme mit sich

Von Christoph Koopmann

Wenn Wirtschaftsförderer und Kommunalpolitiker immer neue Gewerbegebiete fordern, um Unternehmen in den Landkreis zu holen, dann ist das der falsche Weg. Das mag Kommunen und Unternehmen zwar viel Geld bringen. Doch der Region droht nicht weniger als der Kollaps.

Denn bei einer Arbeitslosenquote von 2,6 Prozent im Landkreis gibt es praktisch keine freien Arbeitskräfte mehr. Schon die bestehenden Firmen finden ja kaum Mitarbeiter. Wenn nun allein in Schorn 3000 neue Arbeitsplätze entstehen sollen, dann müssen diese von Auswärtigen besetzt werden. Wohnraum ist schon jetzt knapp und teuer. Diejenigen, die hier trotzdem eine Wohnung finden, brauchen wiederum Einkaufsmöglichkeiten und Betreuungsplätze für ihre Kinder - was nur weiteren Zuzug erfordern würde. Und wer bei der Wohnungssuche leer ausgeht, pendelt wie die Coherent-Mitarbeiter eben in den Landkreis. Dabei sind die Hauptverkehrsachsen schon jetzt überlastet.

Der Fokus sollte darauf liegen, bestehende Betriebe zu fördern und hier zu halten. Klar, dafür brauchen sie die Möglichkeit, zu wachsen. Man muss dafür aber nicht zwingend in die Fläche gehen. Warum nicht in großem Stil bestehende Gewerbebauten aufstocken? Auch das muss einhergehen mit sinnvollen Konzepten etwa für Mitarbeiterwohnungen oder betriebliche Kinderbetreuung. Und dafür müssen sich Kommunen und Unternehmer zusammenraufen.

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Quelle:
SZ vom 06.03.2020
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