Kommentar:Eine Frage der Solidarität

Die Anschaffung von Luftfiltern in Klassenzimmern darf nicht am Geld scheitern

Von Jessica Schober

Auf den Sommer folgt der Herbst, das darf als gesicherte Wahrheit angenommen werden, auch ohne aktuellen Studienbefund. Die Ankunft einer vierten Corona-Infektionswelle an den Schulen dürfte leider ähnlich vorhersehbar sein. Dass im zweiten Pandemie-Sommer aber noch immer gezögert wird, wenn es darum geht, noch vor den großen Ferien Geld in die Hand zu nehmen, um langfristig Unterricht in den Schulen zu ermöglichen, ist schwer verständlich. Gerade Schulkinder haben monatelang zurückgesteckt, um Ältere zu schützen. Und nun knausert man beim Infektionsschutz für die ungeimpften Kleinsten, obwohl auch sie von Long-Covid-Folgen betroffen sein können. Kommunalpolitiker zweifeln die Wirksamkeit von Luftfiltern auf wackeliger Datenbasis an, ohne die Studien zu benennen, auf die sich ihre Kritik an den Geräten bezieht. Nicht nur das Umweltbundesamt hält Luftfilter nach neuerlicher Bewertung für wirksam, auch eine Studie der Universität Frankfurt kommt zu diesem Ergebnis. Dort haben Atmosphärenforscher eine Woche lang vier Luftreiniger in einer Schulklasse mit Lehrern und 27 Schülern getestet. Das Ergebnis: 30 Minuten nach dem Anschalten hatte ein Luftreiniger 90 Prozent der Aerosole aus der Luft entfernt. Das bedeutet natürlich nicht, dass in den Klassenzimmern dann nie mehr gelüftet werden müsste. Und es macht die Anschaffung der Geräte auch nicht preiswerter. Landrat Frey hat freilich recht, wenn er den Freistaat auffordert, den Kauf der Geräte stärker zu fördern, weil nicht alles auf die Kommunen abgewälzt werden könne. Dennoch darf es am Geld nicht scheitern. Jetzt in die Sommerpause zu gehen, ohne Luftfilter bestellt zu haben, dann im November die Schulkinder erst in Schneeanzügen vor geöffnete Fenster zu setzen und dann irgendwann wieder ganz heim zu schicken, würde für Familien vor allem eines bedeuten: einen bitteren Winter.

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