Die Pläne für das „Haus der Komischen Kunst“ in Bernried gewinnen so langsam Konturen. Am Freitag stellte die Planerin Susanne Völker ihre Vorschläge für Ausstellungs-, Programm- und Kooperationskonzepte sowie für den Betrieb und die Finanzierung vor. Sogar ein Worst-Case-Szenario hat sie berechnet, wenngleich sie überzeugt ist, dass es nie eintreten wird. „Ich mache mir keine Sorgen“, sagte sie. „Zuversicht, wenn nicht gar Vorfreude“ seien gerechtfertigt.
Das Haus der Komischen Kunst hat ihrer Meinung nach sehr gute Chancen in Bernried, da es in Süddeutschland keine vergleichbaren Einrichtungen gebe. Völker sah darin „echte Potenziale“, auch für die deutsche Wirtschaft. Bürgermeister Georg Malterer dämpfte jedoch zu hohe Erwartungen. Das Umsetzungskonzept sei zwar „fast ein Meilenstein“, zunächst aber müsse die Gemeinde ihre Pflichtaufgaben erfüllen. Das Haus der Komischen Kunst sei lediglich ein „Nebenprojekt“.
Nach dem Konzept sollen die ursprünglichen Bürgerhausplanungen am Rathausplatz weitgehend übernommen werden. Lediglich das Innere des Gebäudes wird den neuen Gegebenheiten angepasst. Demnach sind im Erdgeschoss neben einem Café mit Außenbereich auf dem Rathausplatz der Kassenbereich sowie im rückwärtigen Teil die Büros geplant. Im Obergeschoss gibt es einen Ausstellungsrundgang, bei dem Besucher eigene Vorstellungen einbringen können und Erklärungen zur Geschichte der komischen Kunst oder zu Begriffen bekommen. Geplant ist auch eine Kinder- und Mitmachspur.
Außerdem ist Platz für Wechselausstellungen vorgesehen. Im Erdgeschoss soll ein so genanntes Gaymann-Kabinett entstehen und im Obergeschoss eines für Rudi Hurzlmeier. Die beiden Cartoonisten engagieren sich selbst stark für das Projekt. Peter Gaymann und seine Ehefrau Viktoria Steinbiß-Gaymann gründen derzeit eine Stiftung. Die Foundation soll komische Kunst sichtbar machen und den Nachlass des Cartoonisten regeln, der nach Auskunft seiner Ehefrau aus etwa 20 000 Arbeiten besteht. Derzeit wird ein Werksverzeichnis erstellt, das nach Stichwörtern geordnet ist. Dies sei wichtig für Ausstellungsanfragen, da sich der Künstler insbesondere mit gesellschaftlichen Themen befasst habe, so Steinbiß-Gaymann. Auch Vermögen wird in die Stiftung eingebracht. Für das geplante Haus der komischen Kunst hat die Stiftung bereits Holz-Skulpturen der Künstlerin Mia Böddecker erworben, die derzeit im Ausstellungsgebäude am Rathausplatz zu sehen sind.


Das Haus der Komischen Kunst könnte laut Völker mit zwei Mitarbeitern betrieben werden; für technische Gewerke schlägt sie eine gemeinnützige GmbH vor. Für die Wechselausstellungen lautete Völkers Vorschlag, sie entweder in Bernried zu produzieren oder andere Museen für komische Kunst, wie etwa das Wilhelm-Busch-Museum in Hannover, das Caricatura-Museum in Frankfurt oder die Caricatura-Ausstellung in Kassel als Partner zu gewinnen. Hauptziel ist eine Kooperation mit dem Buchheim-Museum, mit dem Sommerkeller als Veranstaltungsort, mit der Klinik Höhenried, dem Zentrum für Prävention sowie dem Kulturverein Bernried. Auch mit der Region will Bernried zusammenarbeiten sowie mit der Region München.
Schon vor 20 Jahren hatte die Gemeinde Bernried sich zum Ziel gesetzt, dass Kunst und Kultur in dem ehemaligen Künstlerdorf einen Schwerpunkt einnehmen sollen. Als sich die Gemeinde jedoch entschieden hat, den historischen Sommerkeller zu sanieren, wurden die Planungen, einen Bürgersaal am Rathausplatz zu errichten, zu den Akten gelegt. Erst als sich die Gemeinde vor wenigen Jahren mit dem Münchener Verein Forum Humor zusammentat, wurde die Idee geboren, statt des Bürgersaals ein Haus für komische Kunst zu errichten. Beim Bund wurde dafür Städtebauförderung beantragt, der Gemeinde wurden Fördermittel in Höhe von 5,68 Millionen Euro in Aussicht gestellt hat. Sobald dieses Geld fließt, will der Freistaat ebenfalls Zuschüsse beisteuern. Allerdings fehlen noch bis zu 500 000 Euro. Dafür sollen Sponsoren gewonnen werden.
Unter einigen Besuchern bei der Vorstellung der Konzeption im vollen Rathaussaal gab es Bedenken, ob die kleine Gemeinde mit nur knapp 2500 Einwohnern ein derartiges Projekt stemmen kann. Völker ist überzeugt, dass ein Haus der Komischen Kunst mindestens 25 000 Besucher pro Jahr anziehen werde. Das Eintrittsgeld soll ebenso zur Finanzierung beitragen wie der Kurbeitrag.
Bernried hat etwa 300 000 Übernachtungen im Jahr, das entspricht einem Drittel aller Übernachtungen im Landkreis Weilheim-Schongau. Damit nimmt die Gemeinde 300 000 Euro an Kurbeiträgen ein. Das Geld müsse zweckgebunden in diesem Bereich ausgegeben werden, sagte Bürgermeister Malterer. Ein großer Teil davon könnte in das geplante Projekt fließen. Der Kulturbetrieb soll nach seinen Angaben kostendeckend sein. Parkplätze seien genügend vorhanden. Es soll aber noch untersucht werden, ob durch die geplante Einrichtung zusätzlicher Verkehr angezogen wird.
Die Ausstellung „Komische Kunst am See“ im Glaspavillon kann jederzeit von außen besichtigt werden. Es werden Werke der Cartoonisten Gaymann und Hurzlmeier gezeigt. Zudem gibt es ausführliche Informationen zur Planung.