Nepomuk:Schräges Zeug an schiefen Tagen

Nepomuk: Der schiefe Turm von Pisa ist ein Touristenmagnet, der Maibaum von Höhenrain nicht.

Der schiefe Turm von Pisa ist ein Touristenmagnet, der Maibaum von Höhenrain nicht.

(Foto: Sepp Spiegl /imago stock&people)

Wenn alles schief läuft und vieles schief ist, gibt es zum Glück immer ein paar Burschen, die alles wieder richten - sogar Maibäume.

Von eurem Nepomuk, Berg

Heute läuft mal wieder alles schief: Erst war keine Milch mehr für mein Müsli da. Mal abgesehen davon, dass auch kein Müsli mehr da war, hätte die Milch allein also sowieso nichts genutzt. Aber so ein Müsli am Morgen hätte den Tag wenigstens gut angehen lassen. Der wurde nämlich nicht besser, ganz im Gegenteil: Ewig habe ich meinen Schlüssel gesucht und ihn erst eineinhalb Stunden später in einem Stapel alter Zeitungen gefunden. Wie der da reingeraten ist, weiß der Himmel. Eben so ein echter "Schiefläufertag".

Ohnehin ist "schief" eigentlich selten gut. Auf der schiefen Ebene zum Beispiel rollt alles runter. Wie das Auto, bei dem man vergessen hat, die Handbremse anzuziehen, und das dann unten im Dorfweiher landet. Ein Schiff in Schieflage kann kentern. Und der schiefe Turm von Pisa könnte umfallen. Ist er aber bis jetzt nicht - im Gegenteil: Der Turm ist 'ne echte Touristenattraktion. Wer würde sich sonst schon für Pisa interessieren, wäre da nicht das schiefe Ding mit seinen 3,97 Grad Neigung in Richtung Süden.

Übrigens: Kennt ihr eigentlich den schiefsten Turm der Welt? Nein? Es ist der Kirchturm von Suurhusen, was soviel heißt wie Sauerhausen. Jetzt werdet ihr fragen: Wo zum Teufel liegt dieses Suurhusen? Na, in Ostfriesland, ein Ortsteil der Gemeinde Hinte, wo sonst. Aber ein Touristenmagnet ist eben doch Pisa. Der Suurhusen-Turm dagegen mit seinen 5,07 Grad Neigung ist bestenfalls ein Ostfriesenwitz.

Gar nicht zum Lachen war übrigens den Höhenrainern, als sie nach dem schweren Sturm im Juli vergangenen Jahres einen Blick auf ihren Maibaum am Dorfweiher warfen. Der war auf einmal nämlich windschief. Dabei hatten die Burschen ihn doch erst im Jahr zuvor mit großem Brimborium aufgerichtet und gefeiert. Mächtig stolz waren sie auf das prächtige Stück - und jetzt das: die Halterung komplett verbogen. Da gibt es nur eins: Zunftzeichen abschrauben und den Baum schnellstens umlegen. Mitgekriegt hat das kaum jemand. Sie haben es allerdings auch nicht groß publik gemacht, sondern den Baum stillschweigend bei Oberbursch Markus Buchner auf dem Hof abgelegt.

Da lag er nun ein Jahr traurig rum. Jetzt aber haben ihn die Burschen auf seine Standfestigkeit hin untersuchen lassen. Wäre ja auch zu peinlich, wenn der Baum gleich wieder weg müsste. Jetzt ist die Halterung frisch einbetoniert. Und, so viel ich gehört habe, wollen sie ihn Anfang Mai auch wieder aufstellen - aber nur in aller Stille und ohne große Maifeier.

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