Kolumne:Auf einen Joint, Frau Anwältin!

Lesezeit: 2 min

Wer Serien schaut, muss sich manchmal schon arg wundern

Von Eurem Nepomuk

Leute, heute muss ich Euch was gestehen: Ich bin auch so ein Serienjunkie - und das nicht erst, seit Corona herrscht und die halbe Welt den ganzen Tag vorm Bildschirm hockt. Mir haben es aber vor allem die TV-Folgen angetan, die in unserem schönen Fünfseenland gedreht wurden: "Aus Heiterem Himmel" schau' ich gern mit "Hubert und Staller" im "Forsthaus Falkenau" vorbei, Mediatheken machen's möglich. Wo immer in einer deutschen Fernseh-Produktion eine Villa oder Werft oder Yacht am Ufer vorkommt - in der Hälfte der Fälle war das Drehteam am Starnberger See oder Ammersee im Einsatz. Sogar die olle "Orion" lag hier schon schwarz-weiß auf Raumpatrouille vor Anker. Dass es Münchener Fernsehschaffende selbst dann ins Fünfseenland zieht, wenn die Szenen auf fernen Planeten fremder Galaxien spielen sollen, liegt ja nahe - oder zumindest fast vor der Tür der Bavaria-Studios.

Der neueste Stern am deutschen Serienhimmel ist für mich übrigens "Kanzlei Berger". Diese sehr blonde Anwältin mit dem wahnsinnig originellen Namen Nicole Berger hat erst diese Woche in der Folge mit dem wahnsinnig originellen Titel "Der Liebhaber" am See zu tun gehabt: Da geht es um einen Dampferkapitän, der vor Dienstschluss zwei Tassen Whisky kippt, um dann mit der MS Bayern zwei Seglerinnen vorm Ertrinken zu retten. Die sonst erfolgreicheren Leistungssportlerinnen hatten ihrerseits einen im Tee. Oder vielmehr: Marihuana geraucht. Was sie natürlich gleich mit aussagefähigen Fotos in den sozialen Medien dokumentieren mussten. Die Mädels haben ja auf dem Schulhof auch immer genug Gras in der Tasche und helfen gern aus, wenn da eine sehr blonde Anwältin über ihre Nichte mit Migrationshintergrund mal eben für 25 Euro Stoff kaufen will. Den Frau Berger dann abends selbst mit Schwester und Mutter verdampft.

Merkt Ihr was? Da sind die drei am Lagerfeuer kichernden Damen wohl nicht die Einzigen in diesem durch und durch "bekifften" Serienstück gewesen. Wie sonst lässt es sich erklären, dass hier meist der Starnberger See samt Windrädern im Bild, aber ständig vom Ammersee die Rede ist? Sogar der altehrwürdige Bayerische Yacht-Club wird flugs zum "Ammerseer Segelverein" degradiert. Und der "Bayern"-Käpitän sagt, beim Schiffbruch der Seglerinnen mit Schlagseite sei die Wasserwacht nicht einsatzbereit gewesen, weil die Helfer gerade in der "Herrschinger Bucht" beschäftigt waren. Wahrscheinlich haben sie dort gerade die Wasserpfeife kreisen lassen. Womöglich aber hätten sie es nicht mal nüchtern mit dem Boot nach Possenhofen geschafft.

"Wir sind ja hier auf dem Land", sagt Nicole Berger mal zum Liebhaber, "vielleicht brauch' ich hier 'ne Stammkneipe." Okay Nicole, aber lasst Euch hier besser nicht mit einer Tüte erwischen. Fast täglich kann man im Starnberger Amtsgericht miterleben, wie wenig Spaß die Staatsanwaltschaft beim Kiffen versteht, das weiß ganz sicher Euer Nepomuk

© SZ vom 06.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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