König Ludwig II.:Die Tragik macht ihn unsterblich

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Gedenken an den Märchenkönig: Zum 124. Todestag pilgern Monarchie-Freunde nach Berg am Starnberger See. Viele glauben noch immer an Mord.

Patrizia Steipe

Aus ganz Bayern waren sie gekommen, die "Königstreuen", die "Monarchiefreunde" und die "König-Ludwig-II-Vereine". An der Votivkapelle in Berg feierten sie den 124. Todestag des bayerischen Königs mit einem Gedenkgottesdienst.

Auftritt der Gugelmänner: Sie gedenken König Ludwig II. zum 124. Todestag. Noch immer glauben viele an Mord. (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Vor der Kapelle, auf den Treppenstufen und bis zu den Bänken vor dem Gedenkkreuz im Starnberger See hatten sich die Gottesdienstbesucher versammelt. Die Andacht wurde mit Lautsprechern nach draußen übertragen, denn die kleine Votivkapelle war viel zu klein für den Andrang.

Unter den Teilnehmern befanden sich neben Prinz Rasso von Bayern als Vertreter des Hauses Wittelsbach zahlreiche in Tracht gekleidete Fahnenabordnungen verschiedener Vereine, Touristen und "Kini-Fans", die das Antlitz von König-Ludwig auf Krawatten, Hosenträgern und T-Shirts trugen.

Auch 124 Jahre nach seinem Tod übt der "Märchenkönig" auf viele Menschen eine Faszination aus. Pfarrer Andreas Günther aus München erklärte in seiner Predigt die ungebrochene Beliebtheit des Königs damit, dass "der einfache Mensch etwas in ihm wiederfindet, das in jedem von uns steckt". Das sei das Streben nach Erfüllung, Schönheit, Heil und Vollkommenheit.

"Die Tragik hat ihn unsterblich gemacht", stimmte Stefan Jetz, Veranstalter und Landesvorsitzender des Vereins "Ludwig II - Deine Treuen" in seiner Ansprache zu. Er erinnerte an die Schlösser, die "Denkmäler aus Stein", die heute ein Anziehungspunkt für Millionen von Menschen aus aller Welt sind.

Nach der Andacht zogen die Besucher gemeinsam an das große Gedenkkreuz und legten einen Kranz aus weißen Lilien, Rosen und blauem Rittersporn nieder. Nach der Bayernhymne löst sich plötzlich ein Motorboot aus dem Uferbereich. Zwei Guglmänner sitzen darin. Erkennbar sind die Geheimbündler an ihren schwarzen Kutten mit der spitzen Kapuze, die nur zwei Öffnungen für die Augen hat.

Unweit des Kreuzes im Wasser lassen sie zwei mit Steinen beschwerte Gasluftballons in den See. "Es war Mord" steht darauf. Dann entfernt sich das Boot rasch. Viele Besucher glauben ebenfalls an die Mordtheorie. Zum Beispiel das ältere Ehepaar aus Füssen. "Der König ist nicht ertrunken. Er ist erschossen worden und die im Hause Wittelsbach wissen das", sind sie sich sicher.

Nach der Gedenkfeier wollen sie das neue Sisi-Museum in Possenhofen besuchen und dann nach Andechs. Immerhin gibt es Gerüchte, dass König Ludwig II. nicht in der Münchner Michaelskirche, sondern geheim in Andechs beerdigt wurde. Eugen Deißer aus München und Frank Gnugesser aus Augsburg lassen solche Spekulationen kalt. Mit ihren Soldaten-Uniformen aus dem 19. Jahrhundert wollen die beiden Mitglieder militärhistorischer Vereine das Bewusstsein der Bevölkerung für die damalige Zeit wecken. "Das soll jeder glauben wie er mag", sagt Gnugesser.

© SZ vom 14.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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