Knappe Mehrheit im Gemeinderat:Weßling streicht Sicherheitsdienst

Um nächtliche Exzesse zu unterbinden, haben Wachleute diesen Sommer am Seeufer genau hingeschaut. Die Bilanz fällt zwiespältig aus. Der Gemeinderat will deshalb nächstes Jahr auf den Sicherheitsdienst verzichten

Von Marcella Rau, Weßling

Mit denkbar knapper Mehrheit hat der Gemeinderat am Dienstag entschieden, den Sicherheitsdienst, der als Reaktion auf ausufernde Partys und gravierende Ruhestörungen seit Juni regelmäßig seine Runden um den Weßlinger See zog, im nächsten Jahr nicht wieder zu engagieren. Grund: Dieser Sommer war vergleichsweise ruhig. Zwar hatten Jugendliche hin und wieder eine Parkbank auf den Steg getragen oder ihre Musikanlage laufen lassen. Vereinzelt wurden auch Minderjährige mit hartem Alkohol erwischt. Vor allem aber sind wohl Hundebesitzer ermahnt worden, ihre Vierbeiner anzuleinen. So geht es jedenfalls aus dem Bericht der Sicherheitsfirma hervor. Von Exzessen am Seeufer jedoch können in diesem Zusammenhang keine Rede sein. Die Frage, die am Dienstag im Gemeinderat kontrovers diskutiert wurde, ist nur, ob dies nun gegen oder eher für den Einsatz der Wachleute spricht.

Helmut Böhm (Grüne) etwa hält den Sicherheitsdienst nicht für die richtige Lösung. Die Problematik würde so lediglich an andere Stellen verlagert. Statt auf Securitys zu setzen, solle die Gemeinde lieber darüber nachdenken, einen Streetworker zu engagieren. In vergangenen Gemeinderatssitzungen sei außerdem darüber gesprochen worden, dass ein Ort gefunden werden müsse, an dem sich die Jugendlichen aufhalten könnten. Hier sei aber noch immer nichts geschehen. Bürgermeister Michael Muther macht da auch wenig Hoffnung: "Ich wüsste da keinen Platz".

Roland von Rebay (CSU), selbst Anwohner des Sees, zählt dagegen zu den entschiedenen Fürsprechern des Sicherheitsdienstes. Er schilderte in drastischen Worten die Zustände, die in den Jahren vor dem Einsatz der Wachleute geherrscht hätten: Keinen Abend habe er draußen sitzen oder nachts die Fenster öffnen können. Zwei Mal binnen eines Jahres hätten seine Mieter gewechselt, weil sie es nicht mehr ausgehalten haben, so Rebay. Das dürfe sich auf keinen Fall wiederholen.

Kritik gab es aber auch am Sicherheitsdienst selbst. Andreas Lechermann (CSU) berichtete, es sei mehrfach von Anwohnern darauf angesprochen wurden, dass die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes zwar nachmittags am See gesichtet wurden, aber nicht in den Abendstunden, wo sie eigentlich benötigt worden wären. Rüdiger Krause als Vertreter des Sicherheitsdienstes erklärte, dass die Einsatzzeiten stets variiert hätten, die Kollegen aber durchaus auch abends bis 20.30 Uhr vor Ort gewesen seien. Es möge an der Dunkelheit gelegen haben, dass man die Mitarbeiter dann nicht gesehen habe. Dass am Sonntagnachmittag Sicherheitsleute erkennbar durchs bestens besuchte Badegelände marschiert waren, empfanden einige Gemeinderäte jedoch eher als verstörend. "Das brauchen wir in Weßling nicht", stellte Klaus Ebbinghaus (SPD) fest. Seiner Einschätzung nach teile die überwiegende Mehrheit der Weßlinger diese Meinung.

Von Anwohnern und Besuchern des Sees sei der Sicherheitsdienst ganz unterschiedlich aufgenommen worden, berichtet Krause. Vor allem, wenn Jugendliche dazu aufgefordert wurden, die Musik auszumachen, sei dies bei Dritten oft auf Unverständnis gestoßen. Doch auch positives Echo habe es immer wieder gegeben, berichtete der Mitarbeiter der Firma.

Nächstes Jahr wird es vorerst also keinen Ordnungsdienst in Weßling mehr geben. Von einigen Gemeinderäten wurde der Wunsch geäußert, diesen jedoch nicht ersatzlos zu streichen, sondern stattdessen über den Einsatz eines Streetworkers nachzudenken. Dies wird in einer der kommenden Sitzungen Thema sein.

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