Bier aus Andechs:Öko, aber nicht bio

Die Klosterbrauerei investiert viel in Umweltschutz - stellt die Produktion aber nicht um.

Von Astrid Becker, Andechs

Die Klosterbrauerei Andechs ist nicht nur die größte Klosterbrauerei ganz Deutschlands, sie investiert seit Jahren mehrere Millionen Euro in nachhaltigen Umweltschutz. Ein Engagement, das die Benediktiner-Mönche auf dem Heiligen Berg sich auch mit dem "Emas Öko Audit der Europäischen Union", dem anspruchsvollsten Zertifikat seiner Art, ganz offiziell von außen bestätigen lassen. Das Siegel, das alle vier Jahre neu geprüft werden muss, wurde der Brauerei am Donnerstag wieder verliehen. Grund genug für die Brauherren vom Heiligen Berg, bei diesem Anlass erneut ihren Sinn für Ökologie und Nachhaltigkeit zu unterstreichen. Komplett auf Bio umzusteigen und nur mehr Öko-Bier zu produzieren, schlossen sie bei dieser Gelegenheit aber aus.

Vor 17 Jahren hatte die Klosterbrauerei Andechs damit begonnen, am Öko-Verfahren Emas teilzunehmen. Die Abkürzung steht für "Eco-Management Audit Scheme" und stellt eines der weltweit höchsten Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Umweltmanagement dar. Nur 18 Brauereien in Bayern haben sich bisher prüfen lassen - darunter auch weitaus größere Bierproduzenten als Andechs wie Hofbräu oder Paulaner. Denn der Aufwand, der dafür betrieben wird, ist enorm und geht weit über die etwas bekanntere Iso-Zertifizierung hinaus. "Emas ist ein harter Brocken", wie auch der Geschäftsführer des bayerischen Brauerbunds Lothar Ebbertz sagt. Denn anders als bei dem Qualitätszertifikat Iso werde bei Emas weitaus mehr Wert auf messbare Umwelt-Verbesserungen gelegt, auf Veröffentlichung energetischer Zahlen und einer Erklärung, die sämtliche Auswirkungen dieser stetigen Verbesserungen beinhalte.

Andechs Klosterbrauerei PK Umweltaktivitäten

Mehr als 100 000 Hektoliter Bier stellt Andechs im Jahr her.

(Foto: Nila Thiel)

Im Fall Andechs ist das zum Beispiel ein großer gelber Ballon, der sich sukzessive mit dem bei der Gärung entstehenden Kohlendioxid füllt. Insgesamt 20 Kubikmeter CO₂ passen in den Ballon - zum Vergleich: Bei einem Hektoliter Bier entstehen etwa zwei Kilogramm Kohlendioxid. Dieses gelangt aus dem gelben Ballon in eine technisch hochkomplexe Anlage, die es reinigt und wiederaufbereitet. Damit karbonisiert die Brauerei anschließend wieder die alkoholfreien Getränke wie Mineralwasser, Zitronenlimo oder eben auch das alkoholfreie Weißbier, das die Brauerei seit 2016 produziert. Dabei kommt übrigens eine Anlage zum Einsatz, die dem fertigen Weißbier mittels Umkehrosmose Alkohol entzieht. Ein aufwendiges Verfahren ist das, das sich grundsätzlich nicht ganz so positiv auf die Umweltbilanz des Unternehmens auswirkte. Allerdings bessert die Brauerei gemäß den Emas-Richtlinien auch hier nach: Schon 2017 würden 40 Prozent der bisher damit verbrauchten Energie in dieser Anlage wieder eingespart - durch Umbauten, wie der Betriebsleiter der Brauerei, Alexander Reiss, erklärt. Im Vergleich zu 2012 senke die Brauerei also dennoch ihren Energieverbrauch um weitere sieben Prozent.

Andechs Klosterbrauerei PK Umweltaktivitäten

Alexander Reiss ist der Betriebsleiter der Andechser Brauerei.

(Foto: Nila Thiel)

Wenn Reiss durch seine Brauerei führt, ist ihm anzumerken, dass er das Prinzip Emas lebt - und nicht nur er. Denn auch die etwa 70 Mitarbeiter sind auf Umweltbewusstsein eingeschworen. Weil dies auch christlichen Grundsätzen entspreche, wie der kaufmännische Geschäftsführer Christian Rieger sagt: "Es geht um die Bewahrung der Schöpfung. Als Kloster könnten wir hier nie Raubbau betreiben."

Deshalb wurde bereits 1995 die Landwirtschaft, die ebenfalls eine wichtige Einnahmequelle des Klosters ist, das keinerlei Kirchensteuer bezieht, komplett auf ökologischen Landbau umgestellt. Der dort erzeugte Dinkel beispielsweise wird von der Hofpfisterei verarbeitet, der Vertrieb des Hafers erfolgt über Naturland. Trotzdem wird die Klosterbrauerei auch weiterhin keine Bio-Biere herstellen. Zur Philosophie der Brauerei gehörten langjährige Lieferanten, "denen wir vertrauen können" und die aus der Region stammten, sagt Betriebsleiter Alexander Reiss: "Was hilft mir ein Bio-Hopfen, wenn der dann aus der Ukraine kommt? Da habe ich nichts gewonnen."

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