Kloster Andechs:Süßigkeiten für zehn Cent

Elfriede Bauers Kiosk zwischen Klostergasthof und Kirche ist vor allem für die kleinen Besucher des Heiligen Bergs ein Paradies. Die 81-Jährige verkauft aber nicht nur Süßes, sondern hat auch Postkarten und Souvenirs - eine Rarität sind die Stocknägel für den Spazierstock.

Von Ute Pröttel

Zwischen Ostern und Allerheiligen ist Elfriede Bauer jeden Tag am Heiligen Berg in Andechs. Zumindest wenn das Wetter gut ist. Dann sperrt sie morgens zwischen zehn und elf Uhr ihren Kiosk auf und verbringt den Tag auf halber Strecke zwischen Klostergasthof und Kirche. "Meine Öffnungszeiten richten sich nach der Witterung", erzählt die 81-Jährige als ob es das Selbstverständlichste wäre. Und nach Ansturm. Denn genau gesagt betreibt sie nicht nur einen sondern zwei Kioske am Heiligen Berg.

Die liegen zwar nur wenige Meter voneinander entfernt, um aber beide öffnen zu können braucht Elfriede Bauer Unterstützung. Die bekommt sie am Wochenende von ihrer Tochter Christiane oder unter der Woche von ihrer Schwägerin Maria. Bereits in der fünften Generation betreibt die alteingesessene Erlinger Familie der ältere, höher gelegenen Kiosk.

Als vor zwanzig Jahren die Betreiber des unteren Häuschens in Ruhestand gingen übernahm die Familie Bauer auch diesen Stand. Er liegt auf dem einzigen kleinen Fitzel Gemeindegrund, den es am Heiligen Berg gibt und ist anders als der obere Laden von der Gemeinde gepachtet.

Als die Familie ihn übernahm lebte Elfriede Bauers Mann noch. Gemeinsam betrieben sie nicht nur die beiden Kioske, sondern bewirtschafteten auch einen Bauernhof in Erling. Elfriede Bauer selber stammt aus Pähl. Heute ist die Landwirtschaft verpachtet und Elfriede Bauer lebt mit Sohn, Schwiegertochter und Enkelin zusammen auf dem Hof der Familie in der Andechser Straße. Dennoch kommt sie immer mit dem Auto auf den Heiligen Berg. Sie zählt zu den wenigen privilegierten Personen, denen dies gestattet ist.

Zu den besten Kunden ihres Kiosks gehören die Kinder die schräg gegenüber auf dem Spielplatz toben. "Bei mir gibt es noch Süßigkeiten für zehn Cent", erzählt die eher stille Kioskbetreiberin. Und natürlich Eis. Dafür fragt man bei ihr vergebens nach Bier oder Brezen. Bayerische Spezialitäten gibt es in großer Auswahl im gegenüberliegenden Biergarten mit Selbstbedienung oder im Bräustüberl weiter oben am Berg. Die beiden kleinen Kioske von Elfriede Bauer ergänzen das kulinarische Angebot um Süßigkeiten, Postkarten und kleine, aber feine Souvenirs. Eine Rarität sind die Stocknägel, die das Kloster zeigen. Das sind kleine Schilder aus Blech, die am Wanderstock oder Spazierstock befestigt werden können und von vielen Besuchern auch als Sammelobjekt gekauft werden.

Aber natürlich prangt das Kloster oder dessen Wappen auch auf Tassen, Hutsteckern oder Schnapsgläsern. Es gibt Tücher, Kettchen und je nach Jahreszeit Hüte aus Stroh und auf Filz. Ein Klassiker sind die Lebkuchen- oder Schokoherzen. Um die Auswahl ihres Sortimentes kümmert sich Elfriede Bauer im Winterhalbjahr. Dann ist es zu kalt, um in den nicht isolierten Holzbuden zu stehen. Mit ihrer Tochter ist sie auf der ein oder anderen Messe unterwegs und bestellt die Souvenirs fürs kommende Jahr. Eine Ausnahme gibt es allerdings: den weithin bekannten Christkindlmarkt an einem der Adventswochenenden. Dann gibt es bei ihr selbstgebackene Plätzchen und Stollen.

Und jedes Frühjahr freut sie sich wieder auf eine neue Saison. "Der Kiosk und der tägliche Umgang mit den Menschen hier am Berg hält mich fit", sagt sie und zupft an ihrer dunklen Perücke.

Ob sie denn auch schon die Enkelin angelernt hat? Nein, nein wehrt Elfriede Bauer ab. Das wäre dann ja schon die sechste Generation. Aber sie kommt gerne mal mit Freunden vorbei und holt sich bei Oma ein Eis.

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