Auszeichnung:Lang genug gewartet

Verleihung der Günther-Klinge-Preise 2019

Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger (2.v.r.) verleiht die Preise an Bernd Wiedemann (v.l.), Elisabeth Buchner und Hubert Dietl.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Gemeinde Gauting ehrt Hubert Dietl, Bernd Wiedemann und das Orchester des Gymnasiums mit dem Günther-Klinge-Preis.

Von Blanche Mamer

Nie und nimmer habe er mit dem Klinge-Preis gerechnet, sagt Hubert Dietl. Er scheint Lampenfieber zu haben, dabei steht er seit 50 Jahren auf der Bühne und spielt total locker Theater in Unterbrunn. Doch das jetzt ist etwas anderes, denn er ist nicht der alte grantige Landwirt, der schlitzohrige Wirt oder der knauserige Waldbesitzer und auch nicht der Regisseur, der das Ensemble dirigiert, jetzt ist er der Schauspieler und Theaterleiter Hubert Dietl, der mit der größten künstlerischen Auszeichnung im südlichen Würmtal geehrt wird. Er habe lange genug auf den Preis warten müssen und ihn echt verdient, findet Gautings Bürgermeisterin Brigitte Kössinger in ihrer Begrüßung. Er sei nicht nur für die Auswahl des jeweiligen Stücks, Besetzung der Rollen, Regie und Organisation verantwortlich, sondern stehe selbst auf der Bühne und erfreue das Publikum, das auch aus den Nachbarorten nach Unterbrunn komme. Als Besonderheit sieht sie die jährliche Sondervorführung für die Mitglieder des Vereins "Unser Club".

Bernd Wiedemann, der zweite Günther-Klinge-Preisträger, ein anerkannter Grafiker, Illustrator, Karikaturist und Maler, der sich seit seiner Jugend in Gauting engagiert, habe nicht so lange warten müssen, aber doch lange genug, so Kössinger weiter. An Wiedemann schätzt sie, dass er den Vorstand des Kunstvereins Gauting den übernommen hat, internationalen Austausch in Zusammenarbeit mit dem Gautinger Gymnasium und dem Münchner Gerhardinger-Gymnasium Gauting mit Toluca in Mexiko mitinitiiert hat und sich im Rahmen der bestehenden Städtepartnerschaften regelmäßig einbringe. Der diesjährige Förderpreis geht heuer an das Schulorchester des Otto-von-Taube-Gymnasiums unter der Leitung von Musiklehrerin Elisabeth Buchner und damit schon zum dritten Mal seit 2012 an ein Projekt von besonders talentierten Schülern. Es muss wohl an der Luft liegen, dass Gauting als Talentschuppen und wie Kössinger sagt "Nährboden für Kulturschaffende" so erfolgreich ist.

Eingestimmt auf das Festprogramm wird das Publikum im Rathausfoyer vom Kammerorchester des Otto-von-Taube-Gymnasiums Gauting mit Theo Mommsen am Flügel und dem ersten Satz aus dem Klavierkonzert von Johann Sebastian Bach (BWV1055). Es ist ein erster Beweis, wie hoch die Begeisterung für klassische Werke und die musikalische Qualität der Schüler ist. Dietls Lieblingslied "Es löscht das Meer die Sonne aus" wird vom Männergeangsverein "Harmonie" unter der Leitung von Ulrike Leitl-Haag vorgetragen, bevor Dietls Tochter Christine Penzenstadler die Laudatio hält. "Der Bapa hat si nie als Künstler g'sehn. Bei uns gibt es koa Vernissasch, mei Vater hat immer alles g'macht, vom Stücklese bis Möbel sucha bei Ebay", sagt die Tochter, die wie ihr Bruder Thomas Dietl jedes Mal auf der Bühne steht. Es ist eine rührende Rede in schönstem Unterbrunner Bairisch.

Und dann kommt der Auftritt von Levent Geiger, dem jugendlichen Wunderknaben aus Stockdorf, Sieger in verschiedenen Kategorien von "Jugend musiziert" und begeisternder Sänger und Musiker in TV-TalentShows. Mit Chopins "Fantaisie-Impromptu" reißt er die Zuhörer mit sollte später zeigen, dass er nicht nur Klassik kann, sondern auch das beste der Pop-Kultur verinnerlicht hat. Um den Klinge-Preis zu bekommen, reiche es indes nicht, wundervolle Musik zu machen, man müsse sich auch in Gauting zeigen und engagieren, sagt Kössinger später im Gespräch mit Levent und seinen Eltern.

Kai Schaufler, der mit Wiedemann studiert hat, beleuchtet dessen Vielfalt und das Besondere und Virtuose im Stil seines Studienfreundes, in Cartoons, Storyboards, Eventzeichnungensowie als Autor und Lehrer. Besonders stolz weist Direktorin Sylke Wischnevsky auf die große Bandbreite der musikalischen Leistung ihres Gymnasiums hin. Schließlich hatte die Bigband auch bereits den Klinge-Preis bekommen. Und nun das Orchester, dessen Repertoire von klassischen Werken über Salonmusik bis zu bekannten Stücken der Filmmusik reiche. Zudem begeistert die "Straßenmusik", ebenfalls ein Kind von Elisabeth Buchner, seit Jahren die Passanten in der Münchner Fußgängerzone. Beim anschließenden Empfang im oberen Foyer zeigen die Straßenmusiker dann, was sie können.

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