Süddeutsche Zeitung

Klimaschutz in Starnberg:Wie Bürger jetzt das Carsharing vorantreiben

Während es im Landkreis Starnberg kaum Projekte zum Autoteilen gibt, gründen sich am Ammersee-Westufer immer mehr Vereine dafür.

Von Armin Greune

Während im Landkreis Starnberg das Auto-Teilen nicht recht in Fahrt kommen will, schießen am Westufer des Ammersees die Carsharing-Vereine aus dem Boden. Am 15. Mai ging der erste in Schondorf an den Start, vor wenigen Tagen folgte eine Initiative von Dießener Bürgern. Und für den 19. August ist die Gründungsversammlung des Uttinger Vereins anvisiert. Weil jedes geteilte Auto in ländlichen Regionen angeblich vier bis acht herkömmliche Wagen ersetzen kann und so Rohstoffe und Energie einspart, gilt Carsharing als nicht unerheblicher Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Vor allem argumentieren die Befürworter des Auto-Teilens damit, Fahrten so eher auf das unbedingt Notwendige zu reduzieren - während ein die allermeiste Zeit ungenutzt herumstehendes Privatfahrzeug zum unbedachten Gebrauch auffordere.

Für den Landkreis Starnberg, der eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung von Alternativen zum Individualverkehr mit Verbrennungsmotoren einnehmen will, ist Car Sharing eine sinnvolle Ergänzung in einer Reihe von Maßnahmen, die eine Energiewende im Verkehr herbeiführen sollen. Susanne Münster, Verkehrsmanagerin im Landratsamt, sieht darin aber eher eine Aufgabe für Kommunen oder Wohnquartiere - während der Landkreis Starnberg und seine Nachbarn mit der Fortschreibung des Nahverkehrsplans ein Netz aus Bahn- und Bushaltestellen, Fahrradverleih- und Ladestationen für Elektrofahrzeuge aufbauen sollten.

Doch in fast allen Starnberger Kommunen lassen Carsharing-Projekte noch auf sich warten. Nur in Gauting ist die Gemeinde schon 1997 eine Partnerschaft mit der Initiative Stattauto München eingegangen: Tagsüber stehen die vier Fahrzeuge - darunter ein Elektroauto - den Rathausmitarbeitern für Dienstfahrten zur Verfügung; abends, an Wochenenden und in den Ferien kommen die Bürger zum Zug. "Dieses Modell garantiert grundsätzlich eine bessere Auslastung", sagt Ordnungsamtsleiter Maximilian Donner. Weil es sich als Erfolg erwiesen habe, prüfe man nun in Gauting, ob zu den bestehenden Standorten in der Rathaustiefgarage und am Bahnhof noch ein dritter am Stockdorfer Bürgerzentrum hinzukommen soll.

Auch in Gilching oder Tutzing wird darüber nachgedacht, Parkplätze am Bahnhof für Carsharing zu reservieren. Doch konkrete Initiativen gibt es noch nicht. Am Ammersee-Westufer hingegen haben die Bürger das Heft in die Hand genommen und unter dem Dachverband MobiLL der Initiative Transition Region Ammersee bislang zwei örtliche Carsharing-Vereine gegründet. In Schondorf gibt es für die derzeit 22 Mitglieder einen Compact-Van und zwei Kleinwagen. Auch wenn davon einer im Juni einen Hagelschaden davontrug, sei das Projekt ermutigend angelaufen, sagt Mitinitiator Thomas Wree: "Auf jeden Fall können wir kostendeckend arbeiten."

Mit drei von Privatleuten zur Verfügung gestellten Fahrzeugen ist nun auch der Dießener Carsharing-Verein gestartet. Eines davon wird mit Elektrizität betrieben, eine Stromtankstelle soll in Kürze an der Markthalle geschaffen werden. Dort sind auch zwei Parkplätze für das E-Auto und einen Kombi vorgesehen. Der dritte Wagen, ein Minivan, erhält vor dem Seniorenwohnstift "Augustinum" einen Stellplatz. Jeweils in der Nähe findet sich ein kleiner Tresor, in dem die Autoschlüssel aufbewahrt sind. Um am Carsharing in Dießen teilzunehmen, müssen Einzelpersonen, Familien oder Firmen eine rückzahlbare Einlage von 600 Euro und einen Jahresbeitrag von 24 Euro zahlen. Abgerechnet wird nach Zeit (tagsüber ein Euro pro Stunde, nachts 25 Cent) und Strecke (34 Cent/Kilometer). Weitere Infos im Internet unter www.carsharing-diessen.de.

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Quelle:
SZ vom 07.08.2019
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