Klimaschutz am Starnberger See:Aufs Böllern verzichten

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Die Knallerei an Silvester hat fast schon Tradition. Doch viele Kommunalpolitiker und auch Bürger im Landkreis Starnberg würden das Spektakel am liebsten verbieten. (Foto: Lino Mirgeler/dpa)

Viele Kommunen appellieren an Bürger und Veranstalter, Silvesterfeuerwerke zumindest einzuschränken.

Von Michael Berzl, Starnberg

Die Feuerwerksbatterien mit mächtigen Namen wie "Excalibur", "Artus" oder "Shock Attack" liegen schon zum Ausliefern bereit; dazu Kanonenschläge, Vulkane und Fontänen in jeglicher Größe und Farbe. Schon bald beginnt der Verkauf. Doch im Fünfseenland mehren sich die Appelle, aus Gründen des Umweltschutzes auf die Knallerei in der Silvesternacht zu verzichten. So rufen mittlerweile schon die Gemeinden Tutzing, Wörthsee, Weßling und Gilching zum Verzicht auf. Der Starnberger Kreistag berät auf einen Antrag von Peter Unger (Grüne) in seiner Sitzung an diesem Montag über einen entsprechenden Appell, und auch in Herrsching liegt so ein Antrag vor.

"Ein Verzicht auf die Schwarzpulver-Böllerei würde nicht nur der Gesundheit dienen, sondern auch der Umwelt", argumentiert Unger. Menschen und Tiere würden geschont, so manche Verletzung könnte vermieden werden. Nach seinen Worten werden an Silvester jedes Jahr etwa 4500 Tonnen Feinstaub in die Luft geblasen; das entspreche einem Siebtel der im Straßenverkehr in einem ganzen Jahr ausgestoßenen Menge. Daher hätte der Gilchinger Grüne gerne, dass der Kreistag einen Appell veröffentlicht, persönliches Feuerwerk einzuschränken oder ganz darauf zu verzichten.

Das fordert auch der Ortsverband der Grünen in Herrsching. Der Ortsvorsitzende Willi Meyerhöfer denkt dabei nicht nur an die Schadstoffbelastung sondern auch daran, welche Belastung der Explosionslärm für kleine Kinder, alte oder kranke Menschen sowie insbesondere auch für Asylbewerber sein könne. "Was für uns ein harmloses Feuerwerk ist, kann für traumatisierte Geflüchtete aus Krisengebieten ein Albtraum sein", mahnt er. Zudem würden Vögel und Wildtiere aufgeschreckt oder aus dem Winterschlaf gerissen.

Mehrere Gemeinden haben schon entsprechende Appelle veröffentlicht. Wer auf das Abbrennen von Böllern und Raketen verzichte, trage zu einer erheblichen Reduzierung von Feinstaub in der Luft bei, heißt es in einer Mitteilung der Gemeinde Gilching vom vergangenen Mittwoch. "Kerzen statt Feuerwerksraketen", lautet das Motto in Weßling, wo am 31. Dezember am frühen Abend eine Lichterkette um den See gebildet werden soll. Treffpunkt ist um 18 Uhr beim Kiosk. Ziel sei es, die Herzform des Sees zum Leuchten zu bringen, heißt es in einem Aufruf. Im vergangenen Jahr fanden sich am Ufer etwa 150 Teilnehmer ein.

Während die Stadt München für bestimmte Bereiche wie die Fußgängerzone rigoros Verbote erlassen hat, setzen die Kommunen im Fünfseenland auf Freiwilligkeit. Bisher. Als die Wörthseer Gemeinderäte über das Thema diskutiert haben, wurde schon deutlich, dass einige von ihnen die private Ballerei am liebsten verbieten würden, was aber rechtlich schwierig ist. Dort wird nun über Alternativveranstaltungen wie eine Licht- und Lasershow nachgedacht; allerdings ließe sich das erst im nächsten Jahr realisieren. Die Tutzinger Bürgermeisterin Marlene Greinwald will bis zum nächsten Jahr klären lassen, ob es rechtlich möglich ist, Sperrzonen einzurichten. Vorerst bleibt es aber bei einem Appell. Das ist das Ergebnis einer Debatte im Umweltausschuss, die durch eine Bemerkung in der Bürgerversammlung angestoßen worden war.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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