Klassik:Beethoven für Einsteiger

Klassik: Gibt gern den Entertainer: Heinrich Klug beim Kinderkonzert im Haus der bayerischen Landwirtschaft.

Gibt gern den Entertainer: Heinrich Klug beim Kinderkonzert im Haus der bayerischen Landwirtschaft.

(Foto: Arlet Ulfers)

Dirigent Heinrich Klug zeigt beim Kinderkonzert der Münchner Philhamoniker in Herrsching, wie man sich die Themen und Motive des Meisters einprägen kann

Von Reinhard Palmer, Herrsching

Fürs Jahr des 250. Geburtstags von Beethoven war es wohl ein Muss, des Komponisten auch in den Kinderkonzerten zu gedenken. Heinrich Klug ist zwar seit fast 20 Jahren nicht mehr Solocellist der Münchner Philharmoniker, doch er leitet die 1977 gegründete Kinderkonzertreihe des Orchesters weiterhin mit eigenen Konzepten. Zur Freude der Veranstalter, ist doch Klug seit Jahrzehnten eine Institution und seine Reihe ein Selbstläufer. Bei den VHS-Konzerten in Herrsching in Kooperation mit dem Verein Kultur im Schloss Seefeld ist er regelmäßig mit seinen Kinderprogrammen präsent und erfreut sich stets eines ausverkauften Saals im Haus der Bayerischen Landwirtschaft. Und gibt mit seinen 85 Jahren immer noch einen agilen und vitalen Entertainer ab. Selbst die größten Musikmuffel kriegt er noch zum Singen.

Klugs Konzepte sind inzwischen legendär und haben sich unzählige Male bewährt. Allerdings verarbeitete er bisher recht dankbare Inhalte, wie etwa "Mozart auf Reisen", "Karneval der Tiere" von Saint-Saëns oder Prokofjews "Peter und der Wolf". Das ist bei Beethoven schon etwas anders, zumal sich Klug der großen orchestralen Werke angenommen hat. Auch Beethoven schrieb Opern und programmatische Musiken, aber ihre Inhalte sind allzu ernst und kompliziert, um für Kinder inszeniert zu werden.

Was macht man also, wenn es keine lustige Geschichte zu erzählen gibt und die Vita des Komponisten von Leid geprägt ist? Klug knöpfte sich Beethovens musikalische Themen und Motive sowie sein Instrumentarium vor. Des pädagogischen Mehrwerts nicht genug, machte er sich offenbar auch zum Ziel, den Kindern einige wichtige Themen einzuprägen. So einfach die Methode dabei ist, so sicher scheint sie zu funktionieren: Klug unterlegte die Themen jeweils mit einem kleinen, manchmal gereimten Text, der eben darauf gesungen werden kann und damit eine Gedächtnisstütze bietet. Für den 4. Satz der Sinfonie Nr. 1 op. 21 passte zur Begrüßung "Viel Vergnügen mit uns mit der Musik", nachdem die Kinder die Tonleitern in der Einleitung zählen durften. Beim pochenden zweiten Satz der Sinfonie Nr. 8 op. 93 gab es zum Ticken des klassisch pendelnden Mälzel-Metronoms den Satz "Immerzu, immerzu, immerzu, schlägt das Metronom dazu". Diese Merksätze enthalten den Rhythmus, sodass es nur noch zu wissen gilt, auf welcher Höhe sich die einzelnen Töne befinden. Deutlich wird das Prinzip mit dem Anfangsmotiv der Sinfonie Nr. 5, der Schicksalssinfonie, wo es hieß: "Ach wie so schwer, ist doch mein Los", beantwortet mit der sehnsuchtsvollen Melodie auf "Ach könnte ich doch wieder hören". Nach mehrmaliger Wiederholung wurden die Themen zu Ohrwürmern, die zum Schluss des Konzerts problemlos mitgesungen werden konnten.

Die "Ode an die Freude" mit dem Schiller-Text aus der Sinfonie Nr. 9 op. 125 durfte natürlich auch nicht fehlen. Vor allem die Erwachsenen stimmten mit Begeisterung ein. Wohl im Bewusstsein, dass es sich dabei nun um die offizielle Hymne der Europäischen Union handelt, auch wenn Klug dies mit keinem Wort erwähnte. Es kam ihm vielmehr darauf an, Beethovens Betonung auf "ALLE Menschen werden Brüder" zu beachten und sich der Aussage bewusst zu werden. Auch das ist gewiss ein wertvoller Aspekt. Bei so viel Theorie blieb die Musik etwas auf der Strecke. Ausführlicher durften sich nur die beiden Sieger im Bundeswettbewerb "Jugend Musiziert" auslassen, Peer Bohn (Violine) und Daniel Grenda (Trompete).

Während Peer mit einer Passage aus dem ersten Satz des Violinkonzerts D-Dur op. 61 seine Virtuosität und gewandte Spieltechnik demonstrierte, fiel Daniel die dankbare Aufgabe zu, die "Ode an die Freude" in Schönklang zu verwandeln, aber auch in Variationen der dazugehörigen Sinfonie mit spieltechnischer Finesse zu brillieren.

So waren die Kinder gut gerüstet für das Quiz nach der Pause, in dem die Instrumente der verdeckt vorspielenden Musiker erkannt werden mussten. Mit ein paar Hilfestellungen errieten sie natürlich selbst die kleinsten Teilnehmer, wobei bei einigen auch deutliche Defizite im Hören und in der Instrumentenkenntnis deutlich wurden. Es gibt eben noch viel zu tun. Dennoch jubelte das Publikum beglückt.

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