Die Panade des Kalbsschnitzels ist goldbraun und schön kross, daneben lockt der Schweinsbraten mit Dunkelbiersoße und knuspriger Schwarte. „Wir bleiben auch nach der Renovierung ein traditionell bayerisches Wirtshaus“, versichert der neue Pächter des Kirchenwirts Dawood Shukri oder „Ivan“, wie er von Familie und Freunden genannt wird. Noch ist die Speisekarte im Aufbau. Neben Wurstsalat, Fleischpflanzerln, Lammgulasch und Käsespätzle kann man den Hausaperitiv (Campari, Maracuja, Prosecco und Eiswürfel) genießen oder sich als Dessert einen Marillen-Quarkstrudel gönnen. Bald sollen die bayerischen Gerichte mit orientalischen Speisen wie Falafel, Hummus, Lamm und Beriani-Reis ergänzt werden. „Es wird auch vegetarische und vegane Gerichte geben“, verspricht Shukri. Eine weitere Idee ist ein Frühstücksbuffet am Wochenende. Für die Fotos hat sein Koch jedoch zwei der Lieblingsgerichte der Gäste vorbereitet.
Der Pächter trägt dunkle Jeans und eine Trachtenweste. „Lederhose ziehe ich auch gerne an“, sagt Shukri. Mit seiner herzlichen, freundlichen Art kommt er bei den Gästen gut an. Sie schätzen auch seine jahrelange Erfahrung in der Gastronomie. Shukri stammt aus dem Nordirak. 2011 kam der heute 31-Jährige nach München. „Hier ist alles komplett anders als im Irak“, stellte er fest. Die Sprache lernte er schnell. Bald fand er seine Berufung in der Gastronomie. 2020 hat er dann in Stegen angefangen und die Alte Brauerei dort 2022 übernommen. Außerdem betreibt er eine Kneipe in München.
Daneben hat er eine Familie gegründet und ist Vater der zweijährigen Tochter Amelie. Dass er nun auch Pächter des Kirchenwirts ist, war ursprünglich gar nicht geplant. Ein Jahr lang hatte die Gemeinde Wörthsee nach einem Pächter gesucht, bis sich die Brauerei Maisach meldete. Sie hat auch die Brauereianlage in der Alten Brauerei Stegen gepachtet und wollte den dortigen Pächter Shukri als Wirt für den Kirchenwirt verpflichten. Kurz vor der Vertragsunterzeichnung kam es anders.
Die Brauerei meldete Insolvenz an. Keine Sekunde habe er gezögert, als die Gemeinde ihn fragte, ob er als Pächter einspringen wolle, erinnert sich Shukri. Die zusätzliche Belastung schreckt ihn nicht. „Arbeit ist mein Hobby“, erklärt er. Im März wurden die Verträge unterzeichnet. Da die Brauerei Kühbacher das insolvente Unternehmen übernommen hat, gibt es neben dem Maisacher Bier, jetzt auch Kühbacher Bier. „Die Gäste haben es probiert und es hat geschmeckt“, freut sich Shukri.
Nach etwa zwei Wochen, die mehr oder weniger im Probebetrieb gelaufen sind, wird der Kirchenwirt am Samstag, 14. September, mit einem Fest für das ganze Dorf offiziell eröffnet. Eigentlich wollte er bereits im Mai eröffnen, doch die Bauelektrik verzögerte sich. „Es gab viel Ärger“, fasst Shukri diese Zeit in Worte. Der Veranstaltungssaal der Gemeinde ist immer noch nicht fertig.
Doch im Gasthaus „läuft es jetzt super“, freut sich Shukri. Stammgäste von früher sind schon gekommen, aber auch Gäste, die den Wirt der Alten Brauerei Stegen an seiner neuen Wirkungsstätte besuchen, und „es hat die erste Kartenrunde im Lokal gegeben“, so Shukri. Das rustikale Ambiente und die urigen Räume der alten Gaststätte gibt es zwar nicht mehr. Das Gebäude aus dem Jahre 1904 wurde von der Gemeinde Wörthsee gekauft und seit 2021 grundlegend saniert und modernisiert. Viel helles Holz wurde verbaut. Entlang der Wände zieht sich eine durchgehende Sitzbank. Die Holztische können nach Bedarf zusammengestellt werden. 77 Gäste finden im Innenraum Platz, im Wirtsgarten sind es 60. Außerdem gibt es einen Nebenraum. Shukri hat ein Klavier hineingestellt. Seine Frau spielt manchmal darauf, erklärt er, auch die Gäste dürfen spielen.
Der Kirchenwirt ist Teil des neuen Dorfensembles, das aus zwei Wohnhäusern, dem Wirtshaus, Wirtsgarten, einer Vinothek und dem Veranstaltungsraum der Gemeinde besteht. Dieser soll noch im Herbst eröffnet werden.
Was den Fachkräftemangel betrifft, hat Shukri keine Probleme. Er hat zehn Geschwister und 80 Cousins und Cousinen, von denen einige ebenfalls in der Gastronomie tätig sind. „20 davon könnten innerhalb einer halben Stunde da sein, wenn ich sie brauche“.
Neben dem Wirtshaus hat Shukri die gegenüberliegende Weinhandlung „Weinmalig – einmalig“ gepachtet. So kann er Synergieeffekte nutzen, wenn Gäste beispielsweise einen Wein erst probieren möchten oder wenn er gemundet hat, gleich ein paar Flaschen für zu Hause mitnehmen wollen. In der Vinothek gibt es neben den Spirituosen auch italienische Feinkost und Kaffee, der dank des Vollautomaten im Laden auch getrunken werden kann und an einem langen Tisch werden Weinproben stattfinden.
Der Kirchenwirt hat an den Wochentagen von 11 bis 14.30 und von 17 bis 22 Uhr geöffnet. Mittwoch ist Ruhetag. An Wochenenden und Feiertagen ist durchgehend von 11 bis 22 Uhr offen.